Isoldes Liebhaber. Wenn die Literatur großartig wird.
Im August ist im Kulturmaschinen Verlag, ein Verlag, der seinen Autor:innen vollständig gehört und mit großem Sachverstand durch den gewählten Verlagsleiter Sven J. Olsson geführt wird, ein Band mit Erzählungen von Peter H. Gogolin erschienen.
Gogolin gehört, das darf nicht verschwiegen werden, zu den Gründern des Autor:innen-Verlages Kulturmaschinen. Sein literarischer Sachverstand, das unbestechliche Festhalten an hoher literarischer Qualität bei Neuaufnahmen in den Kreis der Kulturmaschinist:innen tragen sicherlich zu dem sich abzeichnenden Weg der Kulturmaschinen bei.
Peter H. Gogolin hat bereits in den Achtziger Jahren beträchtliche Erfolge mit seinen Büchern erzielen können. Er war damals ein literarisches Schwergewicht. Er ist es heute. Seine, inzwischen im Kulturmaschinen-Verlag wiederaufgelegten Romane Seelenlähmung und Kinder der Bosheit erschienen 1981 und 1986 bei Kiepenheuer und Witsch. Er war 1989 Stipendiat der Villa Massimo in Rom.
D
Eine kurze Rede über die Situation der EU
Die Literatur müssen wir uns weiß vorstellen
Sonett vom Handeln
Und wenn ich schweige, stimm ich zu.
Und tu ich nichts, so handel ich.
Wenn ich nicht störe Eure Ruh
fällt Eure Tat am End auf mich.
Da ich nicht schuldig werden will,
an Eurem Handeln, Eurem Tun,
so darf ich länger nicht mehr still
und müde, träge, lustlos ruhn.
Denn sag ich nichts, kann niemand hören
dass ich verabscheu, was Ihr sagt.
Und tu ich nichts, kann ich nicht stören,
die Tat, die stumm ich nur beklag.
Denn Euer Unrecht tatenlos zu dulden,
heißt Krieg und Not mitzuverschulden.
Leander Sukov
Mörder und Mimosen
aus allen nähten platzen die arsenale
langlebige amphibien schminken sich
für das treffen an der staatsgrenze
bis die erde verstummt
unbändige farne versperren die fluchtwege
am himmel toben
mücken mit obszönen graffitis
mörder und mimosen
verfassen friedensappelle
billigparasiten
mit viel bewußtsein ohne gebärde
warten auf ihre stunde
SAID
Foto: Kritzolina / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Leander Sukov
Neuer Realismus. Die Gedichte Bernhard Büschers
Im kleinen, aber durchaus feinen, Ventura Verlag ist dieser Tage das zweite Buch mit Geschichten von Bernhard Büscher erschienen.
Büscher, der bis zu seiner Pensionierung Polizist in Kamen war, hat eine späte, bemerkenswerte Kariere als Dichter begonnen. Eine, nicht nur, regionale Wahrnehmung im öffentlich-rechtlichen Radio und den durchaus gewichtigen Blättern des Ruhrgebiets haben ihn einem recht großen Publikum bekannt gemacht.
Und das zur Recht. Denn Bernhard Büscher hat es vermieden in den Chor der dichtenden Ichse einzusteigen und das Lied des selbstbezogenen Leidens zu singen.
Ich bin, ich gebe es zu, voreingenommen, nicht weil ich Bernhard Büscher kenne (ich kenne ja auch viele andere Dichter und Dichterinnen), sondern weil es mir seit etlicher Zeit sauer aufstößt, wie sehr sich Lyrik immer wieder um den oder die Lyriker:in dreht und um sonst nichts. Schatten allenthalben, geworfen von des Wirrnissen der Kindheit auf die Blätter, die dann nicht
Nazis, Hippies und der ganze Rest
Was mich bei der Berichterstattung wundert, ist, dass Hippies und Nazis jetzt immer als Gegensatz genannt werden, der zur Überraschung von Journalisten zusammen auf den Berliner Demos des Wochenendes zu sehen war.
Erinnert sich niemand an Charles Manson und seine Killerbande? Es gibt faschistische Strömungen in allen Subkulturen: Nazipunks und totalitäre Sekten, Dreadlock-Träger, die sich damit weniger an jamaikanischen Gepflogenheiten orientieren, als eher an Behauptungen über germanische und keltische Haartrachten von Heilern und Druiden.
Und diese Mischung findet sich unter den Demonstranten, auch am 29. August 2020 in Berlin.
Das Problem derer, die mit selbstverständlich zu tolerierenden Anliegen auf die Demonstrationen gehen, ist die Nichtabgrenzbarkeit. Sie wissen, dass sich diese brauen Vögel untermischen werden, um die Veranstaltu
Die üblichen Verdächtigen …
Harbour Front
Der Spiegel berichtet heute, dass die österreichische Schauspielerin und Kabarettistin Lisa Eckhart nicht beim Harbour Front Literaturfestival in Hamburg auftreten könne, man hätte sie ausgeladen. Vorangegangen seien Drohungen, den Auftritt zu sprengen. Man unterstellt Lisa Eckhart Antisemitismus.
Ich mag Lisa Eckhart nicht. Aber sie muss auftreten können.
Es kann nicht sein, es dazu kommen zu lassen, dass Künstler nicht auftreten können, weil die Interpretationsweite ihre Darbietungen, Veröffentlichungen oder Aussagen die Erfassungsmöglichkeiten ihrer Kritiker übertreffen. Es gibt, außer auf der Ebene der Zuschreibungen, keine aus den Texten sicher ablesbaren antisemitischen Stellen. Die Figur, die eine Bühnendarstellungen auf einer Bühne «gibt», ist nicht zwingend die Schauspielerin selbst.
Ich habe Probleme damit, was Lisa Eckhart macht. Nicht nur wegen der Inhalte an sich (das ist meine individuelle Sache und gehört in den Bereich der T
Die rechte Szene rüstet auf – Konsequenzen für die Kultur
Von Prof. Dr. Lutz Götze
Der Verfassungsschutzbericht, den Innenminister Seehofer vor wenigen Tagen vorgelegt hat, beweist es überdeutlich: Die Zahl der Gewalttaten, die dem rechten Spektrum zuzuschreiben sind, ist in der jüngsten Vergangenheit dramatisch angestiegen. Dazu gehören die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, die Morde von Hanau und das Attentat in Halle. Umfang und Qualität der Verbrechen haben freilich noch andere Dimensionen: Über Polizeicomputer in Hessen wurden persönliche Daten prominenter Frauen- Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz, die Linken-Politikerinnen Janine Wissler, Anne Helm und Martina Renner sowie die Kabarettistin Idil Baydar- abgefragt und Hassbotschaften, unterzeichnet mit NSU 2.0, versandt. Inzwischen haben weitere Frauen, die im öffentlichen Leben stehen, Morddrohungen erhalten, darunter die Moderatorin Maybrit Illner.
Passend dazu wurde bekannt, das
Nebel im Bazar
Vor einigen Tagen haben eine Reihe us-amerikanischer Schriftsteller:innen und Wissenschaftler:innen in HARPER’S einen offenen Brief veröffentlicht, dessen Ziel es offenbar ist, etwas zu bekämpfen, was der dort apostrophierten «free debate» entgegenläuft: Die Forderung nach beruflichen Konsequenzen. Konkrete Beispiele werden nicht genannt. Man kann im Subtext, also zwischen den Zeilen, jedoch Fälle imaginieren, die gemeint sein mögen.
Insgesamt gesehen, ist dieser offene Brief Phrase und in seiner Vagheit für jedwede Beipflichtung offen. Diesen Sendbrief kann der Grand Wizard des Ku-Klux-Klan ebenso unterzeichnen wie das schwarze Opfer von Polizeigewalt. Denn der Brief hat keine Linien, er ist nicht beschränkt in seiner Offenheit und seine Fürsprache unbeschnitten, er ist Oberfläche, und nur das. Das ist einem Diskurs über die Grenzen der Toleranz und Akzeptanz abträglich.
Wenn auch zurecht gefordert wird, dass nicht jeder inhaltliche Fehltritt skandalisi
Gewogen: Schmerzen
und diese menschen
die machen sich auf die reise
mit dir die wasserfälle
hinab zu sehen
ob die abgründe zu
überleben sind fall für
fall nicht hinab zu stürzen
kommt dir kommt ihnen
nicht in den sinn
nehmen sie dein fleisch
und wiegen deine schmerzen
und die wiegst ihre
und alles ist aufregend
und schmeckt nach abenteuer
und sünde und vergehen und
auferstehen und grab und beet
und rosen und hundeblume
und dann sterben sie deiner liebe weg
und dann stirbst du ihrer liebe weg
wie ein herzpatient auf dem optisch
und sie sezieren dich noch einmal
und du schwebst als geist über euch
und ihnen geht es genauso
wenn du sie aufbrichst noch ein letztes mal
und dann verschwinden sie
werden durchsichtig und du auch
und ihr werdet unsichtbar für einander
außer in der erinnerung
und das schmeckt alles wieder nach abenteuer<
Eingeknickt. Die Deutsche Welle und die Faschisten in Brasilien.
Ich erwarte, dass die Deutsche Welle zu einem schnellen, grundlegenden Klärungsverfahren schreitet, das verhindert, einen solchen bodenlosen Blödsinn zu wiederholen, und ich erwarte, dass Joao Paulo Cuenca umgehend wieder für die DW arbeiten kann. Umgehend!
Die Zivilgesellschaft in Deutschland, die Organisationen, die für die Pressefreiheit eintreten, die dju, der DJV, Reporter ohne Grenzen, der PEN, der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di können und werden nicht dabeistehen, wenn der deutsche Auslandssender vor den Schreihälsen des regierenden brasilianischen Faschisten einbricht. Das Bild, dass die Deutsche Welle hier abgibt ist verheerend. Wie sollen sich Dissidenten im Ausland auf die deutsche Demokratie verlassen können, wenn sich der Sender, der die hiesige Kultur maßgeblich im Ausland darstellen soll als wankelmütig und schwach darstellt.
Heise schreibt dazu:
„Deutsche Welle feuert Schriftsteller J.P. Cuenc
Ploog ist nicht tot. Basta!
Ploog lebt! Basta!
Jetzt ist der Ploog tot. Mit 85. Ich mein, da darf man sterben, ohne dass es ein lautes Geheul gibt. Ein leises, ja das schon. Das Problem ist ja auch nicht, dass er mit 85 gestorben ist. Das Problem ist, dass jemand wie er, oder wie ich, überhaupt altern. Ich habe...
Mit Kühle auf die Geschichte blicken
Es täte, dreißig Jahre nach dem Ende der sogenannten sozialistischen Staaten der Linken insgesamt gut, wenn sie sich von Begrifflichkeiten entwöhnen würde, die im historischen Rückblick mit gepanschten Inhalten befüllt wurden, denn deren Mogelpackungsimage ist durch keine PR-Maßnahme zu verbessern.
Die gesellschaftsanalytische Linke sollte sich von der nostalgischen Rückbesinnung auf Zeiten lösen, die gar nicht so waren, wie man sie sich herbei halluziniert, insbesondere dann, wenn diese Linke sich direkt auf Marx bezieht. Man kann nicht mit dem dialektischen Rüstzeug, das ja das Werkzeug Marxens und Engels war, umherziehen und gleichzeitig einer Sage huldigen. Das widerspricht sich. Es gibt kein Heil aus einer glorifizierten Vergangenheit heraus, weil das dem Wesen der Welt widerspricht. Der Blick mancher Linker entspricht dem Blick rückwärtsgewandter Deutscher auf die Königspfalz in Aachen. Verherrlichung ist die Dummheit der Verzweiflung. Wer heute gegen die E
Holzmann schoss …
Jedenfalls schoss Holzmann, das ist aber nicht weiter interessant, also er schoss, verfehlte mit dem Luftgewehr die Taube, schmiss die Flinte ins Korn, hüpfte herum wie Rumpelstilzen, kam ins Straucheln, fiel der Länge nach hin, rollte dann den Hohlweg herunter wie...
Bazon Brock hat recht!
Bazon Brock hat meiner Meinung nach weitgehend recht. Es wird in der Tat nicht viel an Änderung wirksam werden nach der Pandemie. All die Ideen von Vereinzelung, von einem exponentiellen Anwachsen virtueller Beziehungslinien (Kommunikation, Information usw.), halte ich für spielerische Szenarien, die so real sind wie früher die Häuschen und Gleise auf der Modelleisenbahnplatte. Dort, wo diese Ideen des Virtuellen mit Macht postuliert werden, handelt es sich vermutlich wirklich um Reklame.
Auch wird es kein Überdenken der Weltlage (Welt, das sei angemerkt, ist jener Raum, den der Mensch einnimmt, und zwar im Wirken, als auch in Erkenntnis und dialektischem Verhältnis). Weder wird durch die globale Epidemie die Klimakatastrophe aufgehalten, noch wird der Kapitalismus gezähmt werden. Denn das eine, die im Verhältnis zur Pandemie viel schlimmere Klimakatastrophe, entstammt ja im Wesentlichen dem anderen (dem Kapitalismus). Und der ist nicht zähmbar. Er ist regelbar bis zu
Obszön: Ansbacher Lesung
Diese Welt ist die Hölle. Für die meisten Menschen. Die Hölle. Ein Brand. Schmerz. Einsamkeit. Armut. Hunger. Not. Krieg. Leid & Leiden. Diese Welt ist...
In Vorbereitung
Zum Ende 2022
Die Liebe ist ein reißendes Tier
Liebe und Verlorenheit
“Warten auf Ahab” und seine Fortsetzung. Vollständig überarbeitet. Ein Roman voll Liebe und Liebesleid, Kampf und Hoffnung.





















