Nebel im Bazar

Nebel im Bazar

Vor einigen Tagen haben eine Reihe us-amerikanischer Schriftsteller:innen und Wissenschaftler:innen in HARPER’S einen offenen Brief veröffentlicht, dessen Ziel es offenbar ist, etwas zu bekämpfen, was der dort apostrophierten «free debate» entgegenläuft: Die Forderung nach beruflichen Konsequenzen. Konkrete Beispiele werden nicht genannt. Man kann im Subtext, also zwischen den Zeilen, jedoch Fälle imaginieren, die gemeint sein mögen.

Insgesamt gesehen, ist dieser offene Brief Phrase und in seiner Vagheit für jedwede Beipflichtung offen. Diesen Sendbrief kann der Grand Wizard des Ku-Klux-Klan ebenso unterzeichnen wie das schwarze Opfer von Polizeigewalt. Denn der Brief hat keine Linien, er ist nicht beschränkt in seiner Offenheit und seine Fürsprache unbeschnitten, er ist Oberfläche, und nur das. Das ist einem Diskurs über die Grenzen der Toleranz und Akzeptanz abträglich.

Wenn auch zurecht gefordert wird, dass nicht jeder inhaltliche Fehltritt skandalisi

read more
Gewogen: Schmerzen

Gewogen: Schmerzen

und diese menschen
die machen sich auf die reise
mit dir die wasserfälle
hinab zu sehen
ob die abgründe zu
überleben sind fall für
fall nicht hinab zu stürzen
kommt dir kommt ihnen
nicht in den sinn
nehmen sie dein fleisch
und wiegen deine schmerzen
und die wiegst ihre
und alles ist aufregend
und schmeckt nach abenteuer
und sünde und vergehen und
auferstehen und grab und beet
und rosen und hundeblume
und dann sterben sie deiner liebe weg
und dann stirbst du ihrer liebe weg
wie ein herzpatient auf dem optisch
und sie sezieren dich noch einmal
und du schwebst als geist über euch
und ihnen geht es genauso
wenn du sie aufbrichst noch ein letztes mal
und dann verschwinden sie
werden durchsichtig und du auch
und ihr werdet unsichtbar für einander
außer in der erinnerung
und das schmeckt alles wieder nach abenteuer<

read more
Eingeknickt. Die Deutsche Welle und die Faschisten in Brasilien.

Eingeknickt. Die Deutsche Welle und die Faschisten in Brasilien.

Ich erwarte, dass die Deutsche Welle zu einem schnellen, grundlegenden Klärungsverfahren schreitet, das verhindert, einen solchen bodenlosen Blödsinn zu wiederholen, und ich erwarte, dass Joao Paulo Cuenca umgehend wieder für die DW arbeiten kann. Umgehend!
Die Zivilgesellschaft in Deutschland, die Organisationen, die für die Pressefreiheit eintreten, die dju, der DJV, Reporter ohne Grenzen, der PEN, der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di können und werden nicht dabeistehen, wenn der deutsche Auslandssender vor den Schreihälsen des regierenden brasilianischen Faschisten einbricht. Das Bild, dass die Deutsche Welle hier abgibt ist verheerend. Wie sollen sich Dissidenten im Ausland auf die deutsche Demokratie verlassen können, wenn sich der Sender, der die hiesige Kultur maßgeblich im Ausland darstellen soll als wankelmütig und schwach darstellt.

Heise schreibt dazu:

„Deutsche Welle feuert Schriftsteller J.P. Cuenc

read more
Ploog ist nicht tot. Basta!

Ploog ist nicht tot. Basta!

Jetzt ist der Ploog tot. Mit 85. Ich mein, da darf man sterben, ohne dass es ein lautes Geheul gibt. Ein leises, ja das schon.
Das Problem ist ja auch nicht, dass er mit 85 gestorben ist. Das Problem ist, dass jemand wie er, oder wie ich, überhaupt altern. Ich habe keine Ahnung, wie er das gehalten hat. Aber ich habe mit 16 aufgehört zu altern. Mein Körper verweigert sich jedoch dem strikten Befehl des Geistes. Ein Arschloch.
Wahrscheinlich war das bei Ploog auch so. Vielleicht auch mit 16, vielleicht mit 35. Irgendwann hat er aufgehört. Da bin ich mir sicher. Aber sein Körper war auch ein Arschlo
read more
Mit Kühle auf die Geschichte blicken

Mit Kühle auf die Geschichte blicken

Es täte, dreißig Jahre nach dem Ende der sogenannten sozialistischen Staaten der Linken insgesamt gut, wenn sie sich von Begrifflichkeiten entwöhnen würde, die im historischen Rückblick mit gepanschten Inhalten befüllt wurden, denn deren Mogelpackungsimage ist durch keine PR-Maßnahme zu verbessern.

Die gesellschaftsanalytische Linke sollte sich von der nostalgischen Rückbesinnung auf Zeiten lösen, die gar nicht so waren, wie man sie sich herbei halluziniert, insbesondere dann, wenn diese Linke sich direkt auf Marx bezieht. Man kann nicht mit dem dialektischen Rüstzeug, das ja das Werkzeug Marxens und Engels war, umherziehen und gleichzeitig einer Sage huldigen. Das widerspricht sich. Es gibt kein Heil aus einer glorifizierten Vergangenheit heraus, weil das dem Wesen der Welt widerspricht. Der Blick mancher Linker entspricht dem Blick rückwärtsgewandter Deutscher auf die Königspfalz in Aachen. Verherrlichung ist die Dummheit der Verzweiflung. Wer heute gegen die E

read more
Bazon Brock hat recht!

Bazon Brock hat recht!

Bazon Brock hat meiner Meinung nach weitgehend recht. Es wird in der Tat nicht viel an Änderung wirksam werden nach der Pandemie. All die Ideen von Vereinzelung, von einem exponentiellen Anwachsen virtueller Beziehungslinien (Kommunikation, Information usw.), halte ich für spielerische Szenarien, die so real sind wie früher die Häuschen und Gleise auf der Modelleisenbahnplatte. Dort, wo diese Ideen des Virtuellen mit Macht postuliert werden, handelt es sich vermutlich wirklich um Reklame.
Auch wird es kein Überdenken der Weltlage (Welt, das sei angemerkt, ist jener Raum, den der Mensch einnimmt, und zwar im Wirken, als auch in Erkenntnis und dialektischem Verhältnis). Weder wird durch die globale Epidemie die Klimakatastrophe aufgehalten, noch wird der Kapitalismus gezähmt werden. Denn das eine, die im Verhältnis zur Pandemie viel schlimmere Klimakatastrophe, entstammt ja im Wesentlichen dem anderen (dem Kapitalismus). Und der ist nicht zähmbar. Er ist regelbar bis zu

read more
Gedicht von den Ruinen

Gedicht von den Ruinen

Jetzt stehen wir also in den Ruinen herum
und sollen so tun, als wären es Schlösser.
Uns fehlen hunderttausend
Krankenpfleger und Polizistinnen,
Feuerwehrfrauen und Altenpfleger.
Wir hätten ein stabiles Gesundheitssystem
sagen Minister.
Und rufen die Bundeswehr zur Hilfe.
Überall stehen die Kaiser herum
und zeigen ihre neuen Kleider her
als gäbe es gar keinen Paragraphen
gegen Exhibitionismus.
Wer lang hat, der lässt lang hängen.
Hier zieht jeder den Kürzeren.
Die einzigen Ergüsse sind Zukunftsversprechen.
Altachtundsechziger singen den Linken Marsch
und marschieren den Altbauflur rauf und runter.
Was soll man machen,
wenn es nicht genug Beatmungsgeräte gibt.
Drin bleiben. Wer ausgeht geht aus
vielleicht. In Straßburg
dämmern die Achtzigjährigen Siechen hinüber
voll

read more

In Vorbereitung

Zum Ende 2022

Die Liebe ist ein reißendes Tier

Liebe und Verlorenheit

“Warten auf Ahab” und seine Fortsetzung. Vollständig überarbeitet. Ein Roman voll Liebe und Liebesleid, Kampf und Hoffnung.