Enfant Perdu (Für Maria)

by | Jun 29, 2017 | Wort & Freiheit | 0 comments

Dein Posten ist vakant und wir sind ganz verloren.
Die Wunden klaffen, und niemand rückt dir nach.
Das Blut ist uns auf unserer Haut gefroren.
Doch sind wir nicht gebrochen, ein jedes Herz nur brach.

Verlorner Posten in dem Lebenskriege,
hieltst du so lange mutig-traurig aus.
Und keine Hoffnung, keine großen Siege.
Und Heimat nicht, nicht einmal Haus.

In langen Nächten hat übermächtig dich gequält
Erinnerung an Kinderzeitdämonen,
um ihnen zu entgehen hast du die Flucht gewählt,
in tausendeine Halluzinationen.

Wir standen wachsam, das Gewehr im Arme,
und stieg aus deiner Seelengruft
ein Schatten, schossen wir die warme,
brühwarme Kugel in die Luft.

Und trafen nie. Die Schatten nicht, nicht die Dämonen.
Am Ende hast du sieglos dich ergeben.
Verwaist, verödet, ruiniert nun die Bastionen.
So still, so schrecklich still und ohne Leben.

Enfant perdu, das große, kleine, kluge Kind ist tot.
Sein Posten ist vakant und wir sind ganz verloren.
Die Wunden klaffen offen, fleischig-rot.
Das Blut ist uns auf unsrer Haut gefroren.

Heine / Sukov

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