Bernhard Torsch zu den Reaktionen auf Urteile im Sexualstrafverfahren

Nach jedem spektakulären Prozess und noch mal besonders stark nach einem, in dem es um Sexualverbrechen geht, gehört es zur Folklore, dass das Publikum sich darin einig ist, die Strafen wären „viel zu milde“, aber schon wieder uneins darin, wer von den Wohnzimmerjuristen und Couchhenkern sich die sadistischere Bestrafung des/der Täter auszudenken vermöge. So sind die meisten Menschen, de
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Syrisches Grauen und die falschen Wirklichkeiten in den Köpfen

In diesen Tagen, da sie in Syrien die Überreste ermordeter Regimegegner suchen und manchmal auch, alptraumhaft entstellt, finden, kann man zwar noch keine genaue Statistik haben, aber in etwa schätzen, dass der Herr Baschar al-Assad zwischen 2011 und seiner Flucht in Putins Arme rund 200.000 seiner Landleute ermorden hat lassen. Die große Mehrzahl waren keine Kämpfer irgendwelcher
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Das Böse der Verzweiflung – die Verzweiflung der Bösen

Luigi Cherubinis Medea in der Blauen Halle des Mainfranken Theaters.

Während ich bei Buchbesprechungen nur die rezensiere, die mir auch gefallen – jedenfalls verfahre ich in der Mehrzahl der Fälle so – neige ich bei Theater und Oper zur Freude am Verriss. Aber das vermaledeite Mainfranken Theater lässt mir keine Chance auf eine fröhliche Stunde boshafter Bemerkungen um Mitternacht herum. Stets muss ich loben. Welch ein Graus! So war auch der heutige Opernabend: tadellos, ja grandios! Und ich tat, was man bei der Arbeit eigentlich nicht tun sollte: Ich stand auf, und Simone Barrientos, die ehemalige Kulturaktivistin und Theaterlobbyistin im Bundestag, tat es mir gleich. Sitzen zu bleiben, wäre mir wie eine Schmähkritik vorgekommen.

Medea im MFT war große Oper: großartige Stimmen, ein beeindruckendes Bühnenbild, ein makellos aufspielendes Orchester und eine Regisseurin, die selbst auf die Bühne musste. Denn diese Premiere stand, so der I

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Auf einer Insel mit zwei Königinnen

Maria Stuart im Kleinen Haus des Mainfranken Theaters

Einer eigentümlichen Aufführung von Schillers „Maria Stuart“ wohnte ich heute im Mainfranken Theater bei. Britannien ist eine Insel, und die Aufführung war wie die See: wellenförmig. Allerdings war die Dünung sanft, und nur manchmal erfreute ein Spiel der Wogen das Publikum.

Diese Aufführung hätte mehr sein können (und vielleicht wollte die Regie auch, dass sie mehr wäre) als solides Handwerk. Die gut spielenden Schauspielerinnen und Schauspieler agierten jedoch wie gebremst. Und ich vermute, sie taten es nicht aus eigenem Antrieb. An wenigen Stellen brach sich das Komödiantische, das Spielerische (im besten Sinne), die Bahn. Meist jedoch wurde der Spielraum – eine Bühne im eigentlichen Sinne gibt es nicht – der doch einiges an Tiefe und Breite aufweist, gar nicht genutzt. Die Interaktionen waren reduziert, die Leidenschaften (nehmen Sie das Wort mehrschichtig) wie unter Tüll verborgen. Über d

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Jelineks “In den Alpen” im Mainfranken Theater

Das Mainfranken Theater gab „In den Alpen“ von Elfriede Jelinek. Und diese Aufführung erklomm Hügel und Berge mit Leichtigkeit.

Die leider aus der Mode geratenen Begriffe „Verve“ und „Esprit“ beschreiben als Substantive, also als Substanzträger, genau das, was hier über den Bühnenrand hinausgespielt worden wäre, hätte es einen gegeben. Dass es keinen gab – vielleicht war das jenes Fehlelement, welches die Aufführung so unmittelbar, so abstandslos machte, dass es eine Freude war.

Worum geht es? Am 11. November 2000, also in jahrestagsträchtiger Nähe zur Würzburger Premiere des Stückes, geriet in einem Tunnel die Gletscherbahn Kaprun 2 in Brand. Obwohl es 155 Tote gab, obwohl eine ausreichende Anzahl an Indizien dafür sprach, dass Profitgier und Kostenscheu zum Unglück führten, gab es keine Verurteilungen. Der vorsitzende Richter berief sich auf Gott, der für einige Minuten das Licht im Tunnel hatte erlöschen lasse

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Österreich und die Wahl 2025

Zur Wahl

1. ÖVP verliert 20 Mandate, SPÖ gewinnt eines. Daraus machen die Medien: „Furchtbare Wahlschlappe der SPÖ“. Brav, Kollegen, brav. Gibt vielleicht ein Zuckerl von Raiffeisen dafür.

2. Die ÖVP Niederösterreich drängt laut Berichten bereits auf eine Koalition mit der Wahlgewinnerin FPÖ. Man wird sehen, ob diese sogenannte bürgerliche Partei den Leuten, die vorgestern auf einem Wiener Friedhof die SS-Hymne grölten, die Räuberleiter macht oder sich doch noch darauf besinnt, eine demokratiepolitische Verantwortung zu haben.

3. In Wien konnte die SPÖ dazugewinnen, in einigen Bezirken wie zB in dem, in dem meine Schwester Parteichefin ist, sogar fast sieben Prozent, in Neubau zehn Prozent. Dort haben die Genossinnen und Genossen aber auch einen echten Wahlkampf geführt und sind monatelang gerannt. In Kärnten, wo Babler nicht mal plakatiert wurde und man nicht wirklich einen Wahlkampf der SPÖ sah, stürzte die SPÖ dramatisch ab und di

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Wir dokumentieren eine Pressemitteilung der Internationale der Kriegsdienstgegner zu sogenannten Friedensdemo am 3. Oktober 2025

„Nationalismus ist eine Kriegsursache und schafft keinen Frieden!

IDK kritisiert nationalistische und einseitige Ausrichtung der „Friedenskundgebung“ am 3. Oktober

Zu der am „Tag der deutschen Einheit“ geplanten Kundge­bung für „Frieden und internationale Solidarität“ erklärt die Internationale der Kriegsdienstgegner*innen e.V. (IDK):

Die IDK kritisiert die Stoßrichtung dieser „Friedensdemo“ als einseitig, halbherzig und inkonsequent. Diese ist maßgeblich geprägt durch den Einfluss nationalkonservativer Kräfte unterschiedlicher Couleur im Vorbereitungskreis. Schon die Tatsache, dass der sogenannte „Tag der Deutschen Einheit“ als Datum für die Demonstration gewählt wurde, ist ein klares inhaltliches Bekenntnis der Veranstalter zu einer nation

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Words Without Borders

Fabio Stassi erhält Kesten-Preis 2024 des deutschen PEN am 14.11. in Darmstadt

Hermann Kesten-Förderpreis an „Words Without Borders“

Pressemitteilung, Darmstadt, 3. September 2024. Der Hermann Kesten-Preis des PEN-Zentrums Deutschland, gestiftet vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, geht in diesem Jahr an den italienischen Schriftsteller Fabio Stassi. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Mit dem Hermann Kesten-Förderpreis wird die internationale Literaturzeitschrift „Words Without Borders“ geehrt, die sich der Förderung und Übersetzung weltweiter Literatur widmet.

Die Verleihung der Preise findet am 14. November um 19 Uhr in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt statt.

Najem Wali, Writers-in-Prison-Beauftragter und PEN-Vizepräsident: „Fabio S

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José Oliver zurückgetreten

Pressemitteilung, Darmstadt, 2. September 2024. Der deutsche PEN gibt bekannt, dass José F.A. Oliver aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Präsident niedergelegt hat.

Seit seiner Wahl im Oktober 2022 hat er das literarische Leben des deutschen PEN entscheidend gestaltet und signifikant ausgebaut. Dies betraf insbesondere die PEN-Jahrestagungen in Tübingen 2023 und Hamburg 2024, bei denen je eine ganze Woche literarisches Programm geboten wurde. Sein Einsatz und seine visionäre Führung prägten die Amtszeit und haben die Vielfalt des literarischen Diskurses innerhalb wie außerhalb des PEN maßgeblich bereichert.

Der deutsche PEN dankt José F.A. Oliver für seinen außergewöhnlichen Einsatz und wünscht ihm alles Gute für seine Gesundheit und Zukunft. Eine Findungskommission wurde eingesetzt, um eine geeignete Nachfolge für das Amt des Präsidenten zu finden.

Leander Sukov

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In Vorbereitung

Zum Ende 2022

Die Liebe ist ein reißendes Tier

Liebe und Verlorenheit

“Warten auf Ahab” und seine Fortsetzung. Vollständig überarbeitet. Ein Roman voll Liebe und Liebesleid, Kampf und Hoffnung.