Das Böse der Verzweiflung – die Verzweiflung der Bösen
Luigi Cherubinis Medea in der Blauen Halle des Mainfranken Theaters.
Während ich bei Buchbesprechungen nur die rezensiere, die mir auch gefallen – jedenfalls verfahre ich in der Mehrzahl der Fälle so – neige ich bei Theater und Oper zur Freude am Verriss. Aber das vermaledeite Mainfranken Theater lässt mir keine Chance auf eine fröhliche Stunde boshafter Bemerkungen um Mitternacht herum. Stets muss ich loben. Welch ein Graus! So war auch der heutige Opernabend: tadellos, ja grandios! Und ich tat, was man bei der Arbeit eigentlich nicht tun sollte: Ich stand auf, und Simone Barrientos, die ehemalige Kulturaktivistin und Theaterlobbyistin im Bundestag, tat es mir gleich. Sitzen zu bleiben, wäre mir wie eine Schmähkritik vorgekommen.
Medea im MFT war große Oper: großartige Stimmen, ein beeindruckendes Bühnenbild, ein makellos aufspielendes Orchester und eine Regisseurin, die selbst auf die Bühne musste. Denn diese Premiere stand, so der I
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