Konterrevolution oder nur Verwerfung?
Wir haben keine ausreichende Analyse jener Umbrüche und Verwerfungen in der UdSSR, die gemeinhin als Stalinismus bezeichnet werden. Aus diesen Grunde fehlt uns auch eine Abgrenzung des Stalinismus’ zu anderen Phasen im Anschluß an die Herrschaft Stalins. Wir unterliegen einer leichtfertigen Benutzung des Begriffes und einer unsauberen dazu.
Wir bedürfen also der historischen Aufarbeitung ebenso, wie der historischen Einordnung jener Zeit von 1922 bis 1953. Dazu müssen wir besonderes Augenmerk auf folgende Fragen legen:
a.) Ist es möglich, das die Übergangsgesellschaft (oder der Sozialismus selbst als Vorläufer einer kommunistischen Gesellschaft) ohne das Merkmal der demokratischen Herrschaft der Arbeiterklasse bestehen kann? Und was sind die stets notwendigen Bestandteile einer solchen (sozialistischen) Demokratie?
b.) Wie ist eine Gesellschaft, die aus einer sozialistischen Revolution hervorgeht zu benennen, wenn
- deren Zentralgewalt sich im Wesentlichen oder gänzlich auf die Anordnungen einer Person oder eines kleinen Kreises von Personen gründet,
- deren innere Verfasstheit durch Rechtsterror wesentlich oder zumindest erheblich gekennzeichnet ist,
- in ihr die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel der Richtlinienkompetenz diesen Person(en) zugefallen ist,
- deren staatliche Organe auf Anordnung dieser Person(en) auch ohne den Schein der Legitimation zu wahren vermeintliche oder reale Gegner ermorden?
c.) Kann es in einer sozialistischen Gesellschaft einen Personenkult geben?
d.) Was ist das Wesen von sozialistischer Demokratie in Hinsicht auf die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel, die individuellen Freiheitsrechte, die Rede- und Versammlungsfreiheit usw.
Dazu braucht es erstens eine fundierte Analyse der Gegebenheiten in den 31 Regierungsjahren Stalins, der Veränderungen in Hinblick auf die Situation während der Leninischen Epoche und zweitens eine offene Diskussion über die demokratischen Notwendigkeiten im Sozialismus und des Sozialismus’.
Wir werden nicht umhinkommen, diese Arbeit zu leisten. Wir können uns dabei nicht auf die bürgerliche Geschichtsforschung beziehen, noch können wir das mögliche Ergebnis durch den Großen Vaterländischen Krieg relativieren.
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