Ploog ist nicht tot. Basta!

by | Mai 23, 2020 | Wort & Freiheit | 0 comments

Jetzt ist der Ploog tot. Mit 85. Ich mein, da darf man sterben, ohne dass es ein lautes Geheul gibt. Ein leises, ja das schon.
Das Problem ist ja auch nicht, dass er mit 85 gestorben ist. Das Problem ist, dass jemand wie er, oder wie ich, überhaupt altern. Ich habe keine Ahnung, wie er das gehalten hat. Aber ich habe mit 16 aufgehört zu altern. Mein Körper verweigert sich jedoch dem strikten Befehl des Geistes. Ein Arschloch.
Wahrscheinlich war das bei Ploog auch so. Vielleicht auch mit 16, vielleicht mit 35. Irgendwann hat er aufgehört. Da bin ich mir sicher. Aber sein Körper war auch ein Arschloch. Alle Körper sind Arschlöcher.
Es regiert der Geist. Humburg. Die Arschlöcher regieren. Sie sind Präsidenten und Premierminister, Türsteher, Fahrkartenverkäufer oder natürlich Präsidentinnen und Premierministerinnen, ist ja klar. Und Körper. Unsere Körper. Darum sterben wir. Weil die Arschlöcher sagen: Ihr werdet schon sehen! Uns befiehlt Ihr nicht. Wir müssen die ganze Zeit rumlaufen, und irgendwelchen Dreck verdauen, andere Menschen pimpern oder uns von ihnen pimpern lassen, weil es der Geist so will. Arschlecken! Und dann altern sie aus Protest. Und Du kippst um, mit 16 oder 35 und bist tot, die Versorgung des Geistes mit Blut und Sauerstoff wird abgestellt und es ist zappenduster. Um zum Schluss erschlaffen die Muskeln, und Dein Körper pisst nochmal und furzt ein „Wat 16, wat 35, 85 bin ick“ in die Runde und aus.
Da ist es von Vorteil wenn man ein guter Schriftsteller war, oder eine gute Schriftstellerin. Denn haste den ganzen schönen Geist schon mal zu Papier gebracht. Du stehst im Regal, wenigstens der Zentralbibliothek, und zeigst dem Körper den Stinkefinger.
So ist das auch mit dem Ploog. Der ist körperlich perdu, aber geistig voll da. Ich zum Beispiel habe Die Fickmaschine gelesen und noch eins zwei Bücher. Und andere die anderen Bücher von ihm. Und Gasoline23 habe ich gehabt. Zwei Bände. Weiß gar nicht, wo die hingekommen sind. Den knallbunten und den mit nackten Frau.
Und wenn ich das alles in allem betrachte, komme ich zu dem Schluss: der Jürgen Ploog ist gar nicht tot. Der sitzt bei mir im Kopf und in ganz vielen anderen auch. Der KANN gar nicht tot sein.
Aber unsere Körper sind trotzdem Arschlöcher!

Leander Sukov

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