Nach Durchsicht der Kandidatenlage, sehe ich der Zukunft des PEN mit großer Gelassenheit, ja mit freudiger Erfahrung entgegen. Alle Kandidat:innen sind meiner Meinung nach fähig, den traditionsreichen, verdienstvollen deutschen PEN zu leiten und nach den vergangenen Querelen zu konsolidieren. Mich braucht es da nicht mehr. Und ich habe für mich entschieden, dass ich an anderer Stelle meine Arbeit leisten unbesorgt um den PEN leisten kann.
Ich habe mich deshalb, auch in Anbetracht der vielen Aufgaben, die auf die Louise-Aston-Gesellschaft zukommen (Jubiläum des demokratischen deutschen Revolution von 1848, späte Begehung des 150ten Todestag der Namensgeberin) entschlossen, dem PEN-Zentrum zwar verbunden zu bleiben, aber ihm nicht mehr meine ganze Wirkungskraft zu widmen.
Sowohl die Präsidentenkandidaten (alles Männer zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings), als auch die Kandidat:innen für den Zahlmeisterposten sind vollkommen integer. Die Kandidaturen für die anderen Vorstandsposten sind auch vielversprechend. Es ist also alles in ruhigen Fahrwassern.
Zugleich feiert der PEN sein 100stes Jubiläum. Das wird vollen Einsatz erfordern. Einen Einsatz den die literarischen Begleitveranstaltungen zur demokratischen deutschen Revolution auch erfordern, der auch angesichts des Jubiläums der Bücherverbrennungen zu leisten sein wird. All das ist nicht für mich leistbar, wenn ich nicht als Generalsekretär der Louise-Aston-Gesellschaft und als stellvertretender Bundesvorsitzender des VS zurücktreten will. Nach fünfzig Jahren politischer Arbeit im Bereich der Sozialdemokratie und fast genauso langer Zeit als Gewerkschaftsmitglied bitte ich um Verständnis dafür, dass ich mich für die Wahrnehmung meiner Lebenstradition entscheide.
Und 2023 jährt sich um 90sten Male die Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die deutschen Faschisten: durch NSDAP und SA. Im Erinnerungsbericht des Schriftstellers Oskar Maria Graf, der sich am 9. März selbst im Münchner Gewerkschaftshaus befand heißt es:. „Mit hart klopfenden Herzen hörten wir den Durchbruch der Nazi, wir hörten das Schreien und Knallen, durch die dunklen Gänge trappten jagende Stiefelschritte, es schoss und brüllte.“ Graf war Gewerkschaftsmitglied im Deutschen Metallarbeiter Verbandes.
Verdi hat mich zudem in eine Reihe regionaler oder bundesländischer Vorstände berufen. Nach intensiver Erörterung der Lage bei VS und L-A-G habe ich mich in der Pflicht gesehen, eine Entscheidung zu treffen.
Und da der PEN jene Organisation ist, die, was die Personalvorschläge angeht, stark ist, kann sie ohne Aufhebens auf mich verzichten.
Ich bitte um Verständnis für meinen Schritt, der ja sozusagen fröhlich erfolgt – in Anbetracht der guten Lage des PEN. Ab Mitte Oktober werde ich dann die neue freie Zeit sofort mit den vielen anderen Aufgaben füllen, die der Kampf um die Freiheit und um Gerechtigkeit erfordert. Und darum geht es mir stets.
Aber, dies als nötige Einschränkung, es kann dazu kommen, dass sich bei mir die Einsicht einstellt, meine Kandidatur sei als Angebot notwendig. Ich bleibe also auf der Liste derer, die sich um die Präsidentschaft bemühen.
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