Mit 6 lernte ich, über das schon Gelernte hinaus, denn ich schrieb in liederlicher Handschrift schon drei Jahre lang, Schreiben. Sogar schön; mein Schön (es gab oft ästhetische Auseinandersetzungen mit Lehrkräften über die Art der Bewertung). Ich kann also, wenn man so will: amtlich, seit 49 Jahren schreiben. Noch nie habe ich Tagebuch geschrieben. Es liegt mir ganz eigentlich auch gar nicht. Ich finde mich nicht wichtig genug, um unverdichtet und chronologisch aufzuschreiben, was mich umtreibt.
Gleichwohl: Ab kommendem Montag werde ich etwas wie ein Tagebuch führen. Meine Art von Tagebuch. Handschriftlich, analog. Ich befürchte, hinsichtlich meiner Handschrift würde es zu ästhetischen Auseinandersetzungen mit Lehrkräften kommen, wären welche zu gegen. Ich habe allerdings Glück, in meinem Umfeld gibt es keine. Und ich habe doppelt Glück: Hier sind Menschen, die lesen können, was ich aufschreibe; sie können mir also helfen nach Monaten zu entziffern, was ich eingetragen habe. Das ist umso wichtiger, als ich natürlich, ich bin ja eitel, vorhabe in Jahresfrist zu veröffentlichen, was da zusammengekommen ist. Und zwar sowohl im Orginal, also die Handschrift mit Kritzeleien und Fehlern, als auch die Übertragung ins Typoscript, also entfehlert, vermehrt, gestrichen etc.
Zu diesem Behufe (ein vergessenes Wort, welches ich allen Freunden verblichener Wörter zwecks Wiederauferstehung ans Herz lege) werde ich mich gleich in Richtung Manufactum begeben und dorten (auch ein verblichenes Wort) geeignete Büchlein zur Führung des Tagebuches einkaufen.
0 Comments