Jürgen Todenhöfer, der mir, das vorweg zu sagen scheint mir unerläßlich zu sein, ganz eigentlich leid tut, weil sein Tun stets etwas Manisches und Verlorenes zu haben scheint, empfiehlt das Buch “Allahs Sonne über dem Abendland” (Sigrid Hunke). Ein Blick auf Wikipedia hätte genügt, ihm, dem Todenhöfer, zu zeigen, wessen Buch er da empfiehlt und dadurch auch eine Interpretationshilfe an die Hand zu bekommen, die ihm zu einer tolerierbaren Einschätzung des Buches verholfen hätte.
Wikipedia schreibt zur Verfasserin:
>> Sigrid Hunke … studierte systematische und vergleichende Religionswissenschaften, Philosophie, Psychologie und Journalismus in Kiel, Freiburg und Berlin.
An der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin wurde sie bei dem einflussreichen Rassentheoretiker des Dritten Reichs Ludwig Ferdinand Clauß mit einer Dissertation über Herkunft und Wirkung fremder Vorbilder auf den deutschen Menschen 1941 promoviert. 1940 bis 1941 war sie zusammen mit ihrer Schwester Waltraud Hunke im „Germanischen Wissenschaftseinsatz“ der SS tätig; sie erhielt ein Stipendium des SS-Ahnenerbes und veröffentlichte in dessen Zeitschrift Germanien.
Das Christentum wurde von ihr als „artfremd“ und „orientalistisch“ bzw. „jüdisch“ abgelehnt; sie suchte nach eigenen europäischen Weltdeutungsmustern und germanischer Mystik. Nach der Eheschließung mit dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS (SD) Peter H. Schulze lebte sie ab 1942 zwei Jahre in Tanger, damals Spanisch-Marokko, wohin Schulze abgeordnet worden war.[2] …
Bekannt wurde sie insbesondere durch ihr Werk ‘Allahs Sonne über dem Abendland’ … Für dieses Buch ehrte sie der Oberste Rat für islamische Angelegenheiten in Kairo, dessen Mitglied sie wurde.
In den 1950er Jahren trat sie der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft bei, deren Vizepräsidentin sie von 1971 bis 1983 war. Später wurde sie auch Ehrenvorsitzende der Deutschen Unitarier. Sie verließ diese dann jedoch wegen angeblicher „Linkstendenzen“ und trat dem Bund Deutscher Unitarier – Religionsgemeinschaft europäischen Geistes (BDU) bei, der sich 1989 von den Deutschen Unitariern abgespalten hat und die Zeitschrift Glauben und Wirken herausgibt.
Ab 1986 war Hunke ständige Mitarbeiterin im Thule-Seminar.[3] Laut Felix Wiedemann war sie auch Mitglied dieser rechtsextremen Vereinigung.[4] Sie publizierte auch in Elemente zur Metapolitik, der Zeitschrift des Thule-Seminars. … <<
Wir haben es also mit einer rechtsradikalen, völkischen und der Rassenlehre zugeneigten Autorin zu tun. Als wir im Rahmen politischer Weiterbildung Mitte der Siebziger auch Textauszüge aus dem vorgenannten Buch lasen, war uns in meiner Erinnerung klar, daß das Machwerk in den Bereich der allgermanischen Mystik gehörte. Das lag allerdings auch in der Autorin begründet, die ja bis zuletzt nicht von ihrer rechtsradikalen Gesinnung ließ.
Dieses Buch empfiehlt nun Todenhöfer als Geschenk für Moslime. Ist das Leichtfertigkeit oder doch politische Indoktrination? Ist das Ignoranz oder Kalkül? Was auch immer es sei. Es scheint mir auch für jene ratsam zu sein, die ihm, Todenhöfer, sein Engagement bislang als das abnahmen, als das er es erscheinen läßt, Vorsicht walten zu lassen.
Todenhöfer, der Franz Josef Strauss zu seinen frühen Mentoren zählt, ist eine zerissene Persönlichkeit. Den jagen Geister.
Sehr geehrter Herr Sukov.
Zunächst möchte ich Ihnen danken, dass Sie im Gegensatz zu Ihrem Kollegen Henryk M. Broder auf Ausdrücke wie “Nazischlampe” und “inzwischen vermoderte Nazisse” zur Bezeichnung Sigrid Hunkes verzichtet haben. Die Beispiele zeigen, wie vergiftet das öffentliche Klima bei diesem Thema inzwischen ist.
Mehr kann ich Ihnen jedoch nicht zugute halten. Dass Sie als homme de lettres es nötig haben, Wikipedia als wichtigste Informationsquelle für eine “tolerierbare Einschätzung” anzugeben, stellt Ihnen kein gutes Zeugnis aus. Zum einen endet Ihre “Toleranz” offenbar sehr früh, wenn sogar ein Buch des antifaschistischen Fischer-Verlags nicht mehr mit Fairness rechnen darf;”allgermanische Mystik” muss man darin schließlich mit der Lupe suchen, da sie nicht Thema des Werkes ist,und sachliche Fehler können Sie ja offenbar nicht benennen. Zum andern zeugt es nicht von philologischem Können, die Bewertungen von Wikipedia-Autoren ungeprüft zu übernehmen, zumal deren Quellen wiederum politisch einseitige Aufsätze sind, deren gestörtes Verhältnis zur Wahrheit nachweisbar ist. Da ich das in diesem Rahmen nicht mit der gebotenen Ausführlichkeit darlegen kann, bitte ich um Kenntnisnahme von
http://www.deutsche-unitarier.de/lib/kreuzfeuer.pdf .
Die Unzuverlässigkeit des Wikipedia-Artikels hätte Ihnen schon bei der Verwendung des Wortes “orientalistisch” (s. Zitat)auffallen müssen, denn es bedeutet “zur Orientwissenschaft gehörig”. Demnach hätte Hunke dem Christentum seine Zugehörigkeit zur Orientwissenschaft vorgeworfen! Den Unterschied zwischen “orientalisch” und “orientalistisch” sollte man eigentlich kennen. Die gravierenderen Fehlschlüsse, denen Sie aufgesessen sind, können Sie auf dem genannten link überprüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Kaiser