Je T’Aime – Moi Non Plus

by | Mrz 6, 2021 | Wort & Freiheit | 0 comments

Wenn man wissen will, was die, von einigen Quatschköppen gescholtene, Achtundsechziger Bewegung erreicht hat, dann braucht man nur dieses Lied zu nehmen, dass 1969 ein Skandal war und es heute nicht mehr wäre. (https://www.youtube.com/watch?v=m3OAdrUZDDc)

Wiki weiß darüber zu berichten: “Der Song war zunächst Bestandteil der in London aufgenommenen LP Jane Birkin and Serge Gainsbourg, wurde als Single aus dieser LP ausgekoppelt und am 27. Juni 1969 veröffentlicht. Sofort entstand ein handfester Skandal, weil konservativen Kreisen bereits die akustischen Hinweise zu erotisch erschienen und deshalb eine weitere Verbreitung verhindert werden sollte. Zum einen passte es genau in die Zeit der freien Liebe, der Softpornos und Aufklärungsfilme wie Hausfrauen-Report und wurde von der aufgeschlossenen jungen Generation sofort angenommen. Zum anderen wurde das Lied in vielen Ländern von den Radiostationen boykottiert – was die Popularität nur noch steigerte – und von wertkonservativen Institutionen so sehr bekämpft, dass der Protest des Vatikans sogar zur kurzzeitigen Verhaftung des Verantwortlichen der Plattenfirma führte. Der zuständige Vertriebsleiter der italienischen Plattenfirma wurde sogar exkommuniziert.[4] Diese Widerstände schienen die Verkaufszahlen zu fördern: In Frankreich alleine wurde der Titel 750.000 Mal verkauft, in Großbritannien wurden 250.000 Exemplare umgesetzt, weltweit über zwei Millionen.[5] Das Lied wurde damit zu einem Millionenseller und Kultsong.”

Als ich 14 Jahre alt, 1972, stand ich mit einem Bein stets entweder im Jugendknast oder im Erziehungsheim. Von meinen Beziehungen zu Jungs durfte niemand was wissen. Das war gefährlich. Wir wussten das. Und die Geheimhaltung betraf alle: Die Eltern, die Freunde und Freundinnen. Aber auch die nachfolgenden Beziehungen mit Mädchen war nicht einfach. Noch galt der Kuppeleiparagraph. Leicht hätte meine Mutter oder die Eltern meiner Freundinnen rechtliche Schwierigkeiten bekommen können, wenn wir nicht auf Nachfragen interessierter Nachbarn stets darauf beharrt hätten in getrennten Zimmern übernachtet zu haben.

Während eine ganze Jugend aktiv und handelnd gegen die verfluchte Prüderie aufbegehrte, waren die Gesetze bedrückende Realitäten. Die Jugendheime waren auch Züchtigungsstätten für junge Menschen, die nichts anderes verbrochen hatten, als Sex miteinander zu haben.

Wer sich die Straßeninterviews zu NS-Kriegsverbrechern, die der überwiegenden Zahl der Interviewten als Helden oder zumindest ordentliche Leute durchgingen, zu sogenannten Hippies, für die man Zuchthaus und Haarschnitt forderte oder linken Schülern. Lehrlingen und Student:innen, die man am liebsten gleich totgeschlagen hätte, anschaut weiß in welchen widerlichen Umfeld wir aufgewachsen sind. Wir haben uns, mit denen, die zehn oder fünfzehn Jahre älter waren selbst befreit. Wir haben diese Gesellschaft geändert, wir die Linken, die Homo- und Bi-Sexuellen, die Blumenkinder und Aussteiger. Und solange wir noch eine Faust ballen können, die eine Nase treffen kann, werden wir zu verhindern suchen, dass das Rad der Geschichte wieder zurückgedreht wird.

Bild: https://pixabay.com/de/users/aitoff-388338/

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