Für Raif Badawi

by | Jan. 11, 2015 | Wort & Freiheit | 0 comments

Bruder, wenn sie dir den Rücken zerschlagen
spüre ich keinen Schmerz in meinem Fleisch,
wenn dich hungert hinter fremden Mauern,
spüre ich keinen Hunger.
Wenn angstvoll du Schreie hörst durch die Tür
deiner Zelle, höre ich sie nicht.
Wenn furchtsam du den Schritten lauscht die
aus dem Gang zu dir dringen,
fürchte ich mich nicht.
Wenn du vor jeder Mißhandlung abschließt mit dem Leben,
plane ich den neuen Tag.
Doch ich weiß um Dich.
Ich denke an Dich.
Ich sage: Lasst ihn gehen.
Und ich gräme mich, weil ich das nur tun kann: reden.
Ich wollte, meine Forderung an deine Bedrücker
wären Schlüssel zu deiner Zelle,
ich wollte, meine Forderungen an meine Regierung
legten dir einen fliegenden Teppich vor die Füße.
Doch reden nur, Bruder, kann ich.
Das wenigstens. Und redeten mehr,
die Wellen des Meeres erhöben sich vielleicht
unter den Wörtern, wie unterm Sturm
und die Wasser des Roten Meeres vereinigten sich
mit den Wassern des Persischen Golfs, wie Liebende
kurz vor dem Höhepunkt
und die Körper der Meere spülten den Königspalast fort
und mit ihm alle Bedrückung.

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