Einsfünfundvierzig

by | Jun 27, 2014 | Wort & Freiheit | 0 comments

1970s_bathroom_Hotel_Innsbruck

Alisha stammt aus dem Senegal.
Sie arbeitet ohne Sozialversicherung.
Einsfünfundvierzig pro Zimmer.
Wischen, die Betten beziehen, das Bad.
Alisha hat Geschichte und Lehramt studiert.
Sie vermisst ihre Eltern.
Sie möchte gerne in die Oper gehen.
Mozart. Zauberflöte. Zum Beispiel.
Bücher, sie hätte gar keine Bücher, sagt Alisha.
Die Ulysses. Wem die Stunde schlägt.
Alisha sagt: Das schreckliche Zimmer.
Alisha sagt: Die Wachleute.
Alisha sagt: Mozart. Sagt: Joyce.
Die Bilder afrikanischer Maler,
sagt Alisha, müsste man hier zeigen.
Alisha spricht Englisch, Französisch und Latein.
Alisha sagt: die Arbeit wartet.
Alisha sagt in der Tür des Zimmers schon:
One Euro forty-five.
Und: that room.
Und: that home is not a good place.
Ich checke aus.
Die Rezeptionistin fragt weshalb.
Mozart, sage ich.


Foto: Photo: Andreas Praefcke, CCL 3.0

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