Hermes Phettberg wird am 5. Oktober 60 Jahre alt
Vergessen sei er viel zu sehr, schreibt sein Freund und Sachwalter Thomas Pilz. Ja, vielleicht ist er vergessen von vielen. Aber natürlich ist er in den Herzen derer, die ihn und sein Werk kennen. Hermes Phettberg ist einer jener Menschen, die anderen, ohne sonderliche Nähe, von Wichtigkeit werden können, weil er Wege öffnet. Und er öffnet sie mit einem Herzen so groß, wie Wien.
Schlagangefallen in der Vergangenheit, hat er weitgehend die Fähigkeit verloren zu sprechen. Sich auszudrücken fällt ihm schwer, bei der Körperpflege und den täglichen Hausarbeiten ist er auf Hilfe angewiesen. Eine bittre, wirklich bittre, Armut umgibt ihn. Und doch schreibt er weiter, veröffentlicht immer noch seine „Predigtdienste“ im „Falter“, mischt sich also ein. Er ist ein großer Mann. Er ist ein wortgewaltiger Schriftsteller. Er hat durch seine öffentlichen Aktionen mit anderen dafür gesorgt, BDSM aus der Schmuddelecke zu ziehen. Seine Aktionen standen in direkter Aktion mit der Kunst österreichischer Aktionskünstler. Er hat einen Platz, nicht nur in der Literaturgeschichte, nicht nur auch in der Geschichte der Kunst, sondern auch in meinem Herzen.
Ich wünsche meinem fernen Freund in Wien bessere Zeiten und all die Kraft, die es braucht, nicht verrückt zu werden an Zustand und Welt. Ich habe ihn lieb, den Phettberg, der nach seinen Schlaganfällen abgemagert ist, den Mann mit dem großen Herzen.
Tee und Worte
Komm her mein Freund,
über gute Sätze komm zu mir
oder über gutes Schweigen.
Ich habe Tee gekocht für uns.
Komm her mein Freund,
und lass uns reden oder
wortlos aus den Fenstern sehen.
Wir können ja doch nicht
der guten Worte Reigen
verschweigen vor einander.
Selbst in der Stille
sprechen wir uns an,
erkennen uns auf viele Arten.
Komm her, mein Freund,
lass mich nicht warten.
Dein Kommen, ich weiß es ja,
es muss das meine sein.
Doch bin ich die Straßen
alle von Berlin nach Wien
zu Dir gekommen,
so bist Du’s auch zu mir.
Weil sich die Welt ja dreht.
Komm her, mein Freund,
über gute Sätze komm zu mir
oder über gutes Schweigen.
(Für Hermes Phettberg – Silvester 2006)
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