In den vergangenen zwei Tagen hat es, nicht nur im virtuellen Raum, erhebliche Diskussionen um die Gruppe „Bandbreite“ und ihren Rapper „Wojna“ gegeben. Ich habe dazu beigetragen.
Worum geht es mir dabei? Nicht darum, Auftritte zu verhindern. Ich bin im Grundsatz dagegen, dass Künstlern Auftritte verleidet werden. Im Grundsatz bedeutet aber eben nicht, dass es keine Ausnahmen, keine Regeln gar, gibt.
Denn ich bin dagegen, dass homophobe Reggae-Musiker, besonders solche, die in Jamaica zum Mord an Homosexuellen aufrufen, auftreten können, hier, in Deutschland. Ich bin dabei, wenn man das auch in Österreich, Polen oder Italien verhindern will. Denn es muss Grenzen geben. Das wäre eine. Die anderen betreffen Fascho-Rock, nationalsozialistische Liedermacher, Rassisten und so weiter. Aber die Bandbreite … ? Gehört die in diesen Apothekerschrank mit den vielen, notwendigen Schubladen?
Nein. Aber vielleicht schon ins Schränkchen daneben, in dem die wohnen, bei denen ich überhaupt nichts dagegen habe, dass sie eine Öffentlichkeit bekommen. Ich würde Wojnas Recht auf Rap ebenso verteidigen, wie das Recht Dieter Nuhrs eine absonderliche Art von Satire zu betreiben. Gleichwohl darf ich dagegen sein, gegen die Funktionen, gegen die Texte, gegen die Zielgruppe, gegen das Aufstoßen von Türen.
Nein, ich habe nichts dagegen, dass die BANDBREITE auf der Sonderveranstaltung „G7 mach Frieden“ in Lübeck spielen wird. Mich stört, dass man sie nicht allein lässt. Mich stört nicht die Gruppe, sondern dass da welche mit ihr auftreten, die eben gar nichts inhaltlich mit ihr zu tun haben. Mich kommt das an, als würden die Ärzte ein Konzert mit den Böhsen Onkelz geben oder Billy Bragg mit Ted Nugent.
Natürlich ist die BANDBREITE keine originär rechtsradikale Band. Sie ist aber eine Gruppe, die jene Brückenschläge nach rechts möglich macht, welche zu wünschen ein gefährlicher Wunsch ist. Wenn Wojna gleich nach einem Redner spricht, der auf der Endgame-Veranstaltung in Halle mehrfach das Bestehen von Rassen bei Menschen propagiert, wenn dann einer nach Wojna spricht, der Horst Mahler für einen politischen Gefangenen hält, und der den bekennenden Antisemiten mit chinesischen Dissidenten gleichsetzt, wenn die rechtsradikale Herkunft vieler Ordner klar zu erkennen ist, dann wird die Funktion der BANDBREITE völlig klar. Und die Funktion ist, Unterschiede zu verwischen, Rassisten hoffähig zu machen und die neuen Nazis aus ihrer gesellschaftlichen Isolation zu befreien. Das Thema, der Frieden, dient nur als Vehikel dafür, dieses Ziel zu erreichen.
Wer sich also in Lübeck und anderswo mit der BANDBREITE auf die Bühne stellt, kann tun was er will, solange er dort nicht das Tischtuch zerschneidet und damit vielleicht – zu wünschen wäre es – das Publikum spaltet, er unterstützt die Öffnung nach Rechtsaußen. Das kann niemand wollen.
Und nachdem das Video- und Bildmaterial aus Halle nun zugänglich ist, kann auch niemand mehr eine gewisse Naivität Wojnas als Entschuldigung für die immer, immer wieder fortgesetzten Auftritte bei rechten Veranstaltungen anführen.
Auftreten können sie wo sie wollen. Aber wer sie auftreten lässt, wer mit ihnen auftritt, der steht in Gefahr zu befördern, was er – möglicherweise – nicht befördern will: Den völkischen, den rechten Schulterschluss.
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