Der Streit muss geführt werden

by | Jun 26, 2012 | Wort & Freiheit | 0 comments

In einer Stellungnahme zu einem Leserbrief des DKP-Mitglieds Leo Meyer (Bundesvorstand) nehmen GenossInnen Stellung zu einer Auseinandersetzung, die nicht nur die DKP betrifft, sondern weit über sie hinausgeht. Die Instrumentalisierung Gramscis im Besondern, ist der Versuch, die in der Tat kleine Gruppe der Kommunisten in diesem Land zu spalten.
Der Versuch Gramsci zu einem Patron linkssozialdemokratischer Posititionierung zu minimieren, ist zu gleich auch der Versuch, die letzte noch funktionierende und über einen kleinen Einfluß verfügende Partei, die DKP, zu einer allgemeinen Protestorganisation zu verändern, die sich dann natürlich nicht mehr auf Marx und Lenin, sondern allenfalls auf Marx allein berufen könnte.
Jeder der mich kennt, weiß, dass kann nicht bedeuten, dass ich überkommenen und von mir für völlig falsch erachteten Formen der politischen Organsisation und Auseinandersetzung das Wort rede. Nein, es geht mir darum, dass in einer für die Idee einer klassenlosen und freien Gesellschaft schwierigen Zeit, nicht Abstand genommen wird von dieser Idee, in dem man sich geschlagen gibt. Ich bin ein demokratischer Kommunist, einer der Stalin als Verbrecher empfindet und die von ihm begangenen Taten, weit über die Morde hinaus, als Verbrechen. Aber das bedeutet um so mehr, dass ich nicht müde werden werde, einer freien, ausbeutungs- und klassenlosen Gesellschaft das Wort zu reden. Auch gegen jene, die sich anschicken, diese Idee zu verwässern.
Ich schließe mich also den Forderungen der GenossInnen vollständig an.

Stellungnahme zur UZ vom 20.4.2012

1. Wir protestieren entschieden dagegen, dass die „UZ“, “Zeitung der DKP“, zu einem Werbe- und Mitteilungsblatt des Genossen Leo Mayer und des Bezirks Süd-Bayern der DKP umgewidmet wird. Wenn diese Genossen etwas bewerben wollen, so steht ihnen dafür der Anzeigenteil der Zeitung zur Verfügung, aber nicht ihr redaktioneller Teil.


Siehe auch: Robert Steigerwald: Zur Eliminierung des marxistischen Parteiprinzips


2. Der wirkliche Inhalt des Aufsatzes des Genossen Leo Mayer wird in der werbenden Veröffentlichung mit keinem Satz erwähnt. Dieser wirkliche Inhalt besteht darin, mittels einer Werbung für den genannten Aufsatz Leo Mayers und gedeckt durch eine dem Scheine nach Erinnerung an Gramscis 75. Todestag Lenin durch einen uminterpretierten Gramsci zu ersetzen.

3. Missbraucht wird auch der Genosse Hans Heinz Holz, indem er ebenfalls zur Werbung für die Parteiauffassung Leo Maiers benutzt wird. Wir haben Jahre und Jahrzehnte lang mit Hans Heinz Holz gearbeitet, uns auch bisweilen gestritten und wissen aus solcher Erfahrung, dass er die von Leo Mayer vertretenen Auffassungen entschieden abgelehnt hätte – er konnte sich, da verstorben, gegen solchen Missbrauch seines Namens und Wirkens nicht wehren! Hans Heinz Holz hat in einem von ihm eigens ins Leben gerufenen Theorie-Organ – „T&P“ – zusammen mit anderen Genossen die von Leo Mayer verfochtenen Positionen stets energisch bekämpft. Zu verweisen ist etwa auf die von Leo Mayer federführend erarbeiteten „Thesen“, mit denen im Vorfeld des 19. Parteitags Grundlegendes in der Partei verändert werden sollte.

4. Leo Mayer stellt gegen Lenins Theorie der Entwicklung von Klassenbewusstsein Äußerungen Leo Gramscis. Dieser habe auf bereits in den Massen vorhandenes Wissen als Grundlage für die Entwicklung von Klassenbewusstsein gebaut und nicht – wie Lenin – vom Hineintragen des Klassenbewusstseins in die Klasse gesprochen. Leo Mayer stellt dazu zum wiederholten Male Lenins Position falsch dar und kritisiert dann das falsch Dargestellte. Verschwiegen wird die Grundsatzposition Gramscis zum Parteiproblem, die klar leninistische, die er als noch freier Kommunist im Jahre 1924 veröffentlichte. Zitiert wird (und das wäre auch noch auf seine Richtigkeit hin zu prüfen, denn Leo zitiert recht eigentümlich) aus den Gefängnisaufzeichnungen, die Gramsci in Sklavensprache verfassen musste. Und verschwiegen wird, dass Gramscis Worte über ein bereits in den Massen vorhandenes Wissen sich auf Massen beziehen, die, nach der Oktober- und Novemberrevolution nach dem Wirken von Lenin, Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, in einer Zeit, da die Kommunisten Massenanhang erwarben und man sich auf eine Fortsetzung der Revolution einstellte, dass dieses damals in den Massen vorhandene Wissen etwas ganz anderes war, als das, das es heute bei uns gibt: wo das „Wissen“ unserer Massen, von revolutionären Vorstellungen weit entfernt, nicht nur von Reformismus, sondern von Antikommunismus und Antisozialismus geprägt ist. Hieraus allein durch „Systematisierung von bereits vorhandenem Bewußtsein“ sozialistisches Klassenbewusstsein entwickeln zu wollen, ist ein geradezu abenteuerlicher Einfall.

5. Wir unterstützen die von Robert Steigerwald verfasste Grundsatzkritik an den Positionen Leo Mayers. Damit die Mitglieder der DKP und Leserinnen und Leser der UZ sich eine eigene Meinung über die Differenzen zwischen Leo Mayer und uns bilden können, sollte die UZ den vollen Wortlaut des Beitrages von Leo Mayer und der Kritik von Robert Steigerwald in einer Beilage veröffentlichen.

Robert Steigerwald

Willi Gerns

Beate Landefeld

Hans-Peter Brenner

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