Abscheu und Widerwillen ist meine Reaktion auf die Nachricht, dass in der Deutschen Nationalbibliothek der us-amerikanische Bellizist Ian Morris ein Forum erhält, um seine menschenverachtenden und geschichtsklitternden Thesen vom Nutzen des Krieges auszuführen. Es ist unwürdig und beschämend, dass sich die Institution "Deutsche Nationalbibliothek" für diese kaschemmenhafte Wissenschaftstravestie hergibt.
Ian Morris vertritt die These, dass Kriege der Menschheit weitergeholfen haben. Er tut dies auf einer scheinfundierten Ebene. In der reißerischen Ankündigung der Bibliothek für diese Lesung, deren Verhinderung mir nur recht wäre, heißt es u.a. "War! What is it good for? Absolutely nothing" – heißt es in einem legendären Antikriegssong. Stimmt nicht, sagt Stanford-Historiker Ian Morris. Seine umfassende Globalgeschichte enthüllt eine ungeheuerliche Wahrheit: Zu allen Zeiten hat Krieg Leben vernichtet – aber auch Innovationen gebracht, Gesellschaften erneuert, Frieden und Fortschritt vorangetrieben." Morris verwechselt – und ich schreibe das nicht aus dem hohlen Bauch heraus – die Ebenen. Und diese Ebenenverwechselung betreibt er mit Bedacht. Sein Buch ist dazu geeignet, die Grundlage für eine Politik des Krieges zu werden, also die moralisch-ethische Basis für Kriege zu liefern. Seine kruden Thesen haben in der Deutschen Nationalbibliothek nichts zu suchen!
Foto: wikipedia Saeed Jabozorgy
Leben wie nicht in einer Demokratie, in der eine Meinung geauessert werden – und natürlich auch wieder legt werden darf?
Das genau ist der a.) der Grund, weshalb ich der Meinung sein kann, dass diese Veranstaltung nicht in die DNB gehört und b.) der Grund dafür, dass ich nicht der Meinung bin, er solle seine Thesen, die unter einer Ebenenkonfusion leiden, gar nicht vortragen, aber eben nicht an diesem Ort.