Solidarität mit der Ukraine. Eine Aufforderung!

by | Jul 1, 2022 | Wort & Freiheit | 0 comments

 

Guten Tag, mein Name ist Leander Sukov und ich bin Schriftsteller.

Gerade habe ich das Interview gehört, das der Deutschlandfunk mit Jakob Augstein geführt hat. Und ich bin entsetzt. Augstein bestätigt, was ich auch in dem Interview gelesen habe und ich hatte natürlich, ein wenig Gutgläubigkeit sollte man sich bewahren, dass es sich um eine Fehlinterpretation durch mich handelt. Nein, das tut es nicht.

Was die Unterzeichner versuchen, die die Rationalisierung ihrer Emotionen, um ihre ängst als verkleideten Pragmatismus in die Politik von EU und NATO einzubringen. Sie vergessen und verdrängen dabei vollständig die Realität.

Putin hat in der berühmten einstündigen Rede unmittelbar vor dem Angriff mitgeteilt, was seine Agenda ist. Und seine Agenda ist, nach inzwischen, glaube ich, mehrheitlicher politikwissenschaftlicher Interpretation faschistisch. Er hat die russische, nicht die sowjetische Geschichte bemüht, er hat die große Vergangenheit zur Grundlage einer großen Zukunft gemacht und eine Bedrohung Russlands durch einen ewigen Feind, die NATO, erfunden. Und auch im Lande selbst gibt es alle notwendigen politikwissenschaftlichen Merkmale für eine faschistische Diktatur. Die Parteien in der Duma werden von ihm und seinem Apparat angeleitet, er hat sich eine Massenbewegung geschaffen, die Auftritte in der Öffentlichkeit geben das deutlich wieder, Opposition wird massiv unterdrückt.

Wir kennen die Kriegsführung der russischen Armee unter dem Oberkommando Putins aus Syrien, aus Tschetschenien und nun aus der Ukraine. Sie war in allen diesen Fällen verbrecherisch.

Er hat deutlich, und mehrfach, bekundet, dass es nicht vorrangig um die NATO geht, sondern darum, das Staatsgebiet Russlands zu vergrößern. Er hat direkt Moldawien und Georgien bedroht, er hat die Grenzen der baltischen Staaten in Frage gestellt. Er hat Finnland, Schweden und Polen bedroht.

Die Forderung, über die Ukraine hinweg zu verhandeln oder die Ukraine durch simples im Stich lassen zu Verhandlungen zu zwingen, ist deshalb nicht nur ein Akt einer Art von Western-Supremacy, sondern auch kurzsichtig. Es bleibt dabei auch unklar, wer denn letztlich für die Kriegsschäden aufkommen soll, wenn zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Verhandlungstisch für Russland gedeckt wird. Die Schäden belaufen sich auf mindestens 3 Billionen US-Dollar. Davon läge, käme es zu Landverlusten, ein Teil auf dem Gebiet, dass die russische Diktatur beherrschen würde. Aber der größte Teil würde vermutlich ohne Reparationszahlungen durch Russland von der westlichen Staatengemeinschaft beglichen werden müssen. Denn natürlich würde eine, quasi ungeschlagene, russische Delegation das Verhandlungsziel erreichen, dass den Wiederaufbau jeweils in die Verantwortung der Landesteile lägen würde. Drüben die Russen, hier die Ukraine. Das hieße wir.
Schwerer als das Geld aber wiegt natürlich die Demokratie, die leichtfertig geopfert werden soll. Kein Wort verlieren die Verfasser des Briefes über die Implikationen, die eine russische Landbesetzung auf Dauer haben würde. Wir kennen die Berichte aus den Banditenrepubliken, die sich völkerrechtswidrig im Donbass gebildet haben. Wir kennen die Berichte über Folter, über Mord und Totschlag, Verfolgung und Massenvergewaltigungen durch die dort herrschenden Juntas.

Natürlich wäre ein schnelles Kriegsende wünschenswert, aber die Preisgabe großer Teile der Ukraine ist eben keines. Es ist die Vorstufe zum Überfall Russlands auf Moldawien und Georgien und es ist die Aufteilung Europas in Einflusssphären, von denen ein Teil einer mörderischen Diktatur unterliegt.

Es wird Zeit, dass jene deutsche Intellektuelle, die wie ich fest zur Demokratie, zu Menschenrechten und den bürgerlichen Freiheitsrechten stehen, ihr Wort erheben und den öffentlichen Diskurs wahrnehmbarer mitprägen, als wir es bislang getan haben. Wir sind, darin bin ich mir sicher, der größere Teil. Erheben wir doch bitte unser Wort und unterstützen die Politik der EU und der NATO gegen die russische Aggression.

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