Das Gedicht, das lügt

by | Aug. 4, 2014 | Wort & Freiheit | 0 comments

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Ich lese ein Gedicht.
Das Gedicht sagt, es sei
ein Nichtort der Sprache.
Das Gedicht sagt es in Sprache.
Das Gedicht befindet sich in einem Heft.
Das Gedicht leugnet es.
Das Gedicht lügt.
Das Gedicht sagt, es wäre ein politisches Gedicht.
Das Gedicht sagt, es wäre kein politisches Gedicht.
Es befände sich, sagt das Gedicht, zwischen
Zustand A und Zustand B und wäre Zustand C
an einem Nichtort der Sprache.
Das Gedicht lügt.
Jemand hat das Gedicht gedichtet.
Der hat es lügen lassen.
Das Gedicht, sagt das Gedicht, wäre rein.
Denn am Nichtort wäre Reinheit Aggregatzustand.
Das Gedicht ist schmutzig.
Es ist besudelt von Unverdautem,
es ist besudelt vom Mageninhalt des Dichters.
Das sei sein Kleid, sagt das Gedicht.
Es sagt, die Welt wohnt im Gedärm der Dichter.
Das Gedicht stinkt.

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