Bazon Brock hat recht!

by | Apr 11, 2020 | Wort & Freiheit | 0 comments

Bazon Brock hat meiner Meinung nach weitgehend recht. Es wird in der Tat nicht viel an Änderung wirksam werden nach der Pandemie. All die Ideen von Vereinzelung, von einem exponentiellen Anwachsen virtueller Beziehungslinien (Kommunikation, Information usw.), halte ich für spielerische Szenarien, die so real sind wie früher die Häuschen und Gleise auf der Modelleisenbahnplatte. Dort, wo diese Ideen des Virtuellen mit Macht postuliert werden, handelt es sich vermutlich wirklich um Reklame.

Auch wird es kein Überdenken der Weltlage (Welt, das sei angemerkt, ist jener Raum, den der Mensch einnimmt, und zwar im Wirken, als auch in Erkenntnis und dialektischem Verhältnis). Weder wird durch die globale Epidemie die Klimakatastrophe aufgehalten, noch wird der Kapitalismus gezähmt werden. Denn das eine, die im Verhältnis zur Pandemie viel schlimmere Klimakatastrophe, entstammt ja im Wesentlichen dem anderen (dem Kapitalismus). Und der ist nicht zähmbar. Er ist regelbar bis zu dem Punkt, an dem die Regelung die Profitmaximierung insgesamt behindert; ab dann aber wird jede Regelung durchbrochen werden. Es wird also hinterher alles so sein, wie es vorher war. Nicht für den einzelnen Betroffenen natürlich, wenn der vielleicht vor den Ruinen seiner Existenz steht oder horrende Profite gemacht hat, sondern für die Weltgesellschaft insgesamt. Die Gesundheitsversorgung wird in Afrika nicht besser werden. Die Diktatoren werden weiterhin an der Macht sein, genauso wie die Autokraten und die gewählten dunklen Clowns in den USA oder Brasilien, zum Beispiel.

Solange es in den Staaten mit dem größten Anteil am Weltsozialprodukt zum guten Ton gehört, jeden Versuch einen ordentlichen, demokratischen, an den Menschen- und Bürgerrechten orientierten Sozialismus zu verteufeln und die Idee von einer besseren Welt mit den gescheiterten sogenannten sozialistischen Diktaturen des ehemaligen Comecon gleichzusetzen, wird alles sein wie immer.
Bazon Brock hat recht.

Zum Beitrag des Deutschlandfunk Kultur

Bild:  Martin Kraft (photo.martinkraft.com)
License: CC BY-SA 3.0
via Wikimedia Commons

Leander Sukov

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