Rüdiger Safranski hat den Ludwig-Börne-Preis erhalten, aus der Hand eines Schauspielers, über den ich nicht viel weiß und der bei der Betrachtung auch vollkommen uninteressant ist. Börne hat Safranski nicht verdient. Der reputierliche Börne hat sich zu seinen Lebtagen nichts zuschulden kommen lassen, das diese Verhöhnung seiner Person rechtfertigt. Safranski, das ist, als hätte man Menzel, nicht den unlängst verstorbenen Achim, sondern den schon lang verschiedenen Wolfgang, diesen von Börne zutiefst verachteten, späteren völkischen Nationalisten, zum Träger dieses Preises gemacht. Safranski ist die Verhöhnung des Namensstifters. Es ist eine Frechheit sondersgleichen, diesem gleichfalls zum völkischen Nationalisten verdorbenen Philosophen einen Preis zu teil werden zu lassen, der den Namen eines Mannes trägt, welcher sich in einer Zeit tiefster Feindschaft zwischen den Deutschen und den Franzosen, den Welschen, für die Freundschaft beider Völker eingesetzt hat.
Die Wahl, die der Schauspieler getroffen hat, ist ein bühnenreifes Kümmernis. Sie ist boshaft und in ihrer Zielrichtung der Bestärkung inhumaner und menschenfeindlicher Sichtweisen auf diese Welt in voller Absicht dienlich.
Und da trifft sich der Schauspieler, der sich freut, dass Safranski, dem es vor einer angeblichen Flutung Deutschlands durch Flüchtlinge graut mit Safranski und Menzel. Da trifft sich der Beförderer des Nationalisten Safranski mit dem Nationalisten Menzel.
Mit den 20.000 Euro, die der Preisträger erhält, hätte man lieber einigen notleidenden syrischen Dichtern oder maghrebinischen Bloggern über die Runden helfen können, als einen Preis an jemanden zu vergeben, dessen neueres Werk allem zuwider läuft, was man mit Börne verbinden kann.
Zu retten ist nichts mehr. Es wird halt so hingenommen. Bis in die Verästelungen hinein fehlt es an demokratischen Selbstheilungskräften, die gegen die Vereinnahmung immer größerer Teile des Staates, der Kunst und der Kultur durch revanchistisches, nationalistisches und völkisches Gedankengut erfolgreich vorgehen können.
Es ist ein Grauen und es ist Zeit kraftvoll auf den Tisch zu hauen – und vielleicht nicht nur auf den Tisch.
Aus Cultureglobe: Berkel verhöhnt Börne mit Safranski
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