Abendspaziergang in Leipzig

by | Feb. 24, 2015 | Wort & Freiheit | 0 comments

Wenn er neben den anderen
durch Leipzig geht
dann trägt er im Geiste
eine weiße Uniform
und schlägt die Welschen.
Er sieht sich als polnischen Reiter
mir weißen Flügeln
und alle Türken fliehen.
Zu Haus die Drucke.
Caspar David Friedrich.
Andreas Hofer in Öl.
Hat er sich mitgebracht aus Tirol.
Seinen Goethe kennt er.
Seinen Arndt auch.
Eisen muss wieder wachsen.
Zurück zum alten Fritz,
zu Bismarck. Wie es wohl war.
Auf den Düppelnern Schanzen?
Vor Stalingrad.
Natürlich war der Krieg falsch.
Das muss man sagen.
Agnes Miegel hat Oma ihm vorgelesen.
Dass er sich jetzt daran erinnert.
Lügenpresse, Lügenpresse ruft es.
Und er fällt ein. Brüllt mit.
Der Gott, der Eisen wachsen ließ …
Historisch ist das hier.
Man muss aufpassen, ob Schüler unter den
Gegendemonstranten sind.
Er will keine Diskussionen in der Schule.
Hier auf seiner Seite hätte er sie gern.
Die Schüler.
Da könnte er sich fühlen wie sich
Turnvater Jahn gefühlt haben mag.
Auch wenn er Deutsch und Sozialkunde
unterrichtet.
Das Abendland. Die Türken vor Wien.
Die Welschen geschlagen vor Leipzig.
Sein Deutschland.
Die Wälder, das Mittelgebirge.
Schweinshaxe, Leipziger Flecken,
die vielen Brotsorten.
Da ist er stolz auf sein Land.
Und beinahe ruft es aus ihm
DAS DEUTSCHE REICH ES LEBE HOCH
Aber er mäßigt sich.
Noch ist es nicht so weit.
In Gedanken singt er einen Marsch.
Es zittern die morschen …

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