Warum der Hamlet-Monolog

by | Aug 26, 2013 | Wort & Freiheit | 0 comments

Es mag der Aufführung in Naumburg geschuldet sein, oder meiner Verfassung, Einflüssen von hier und da, ich weiß es nicht genau, tippe aber auf die wirklich grandiose und durch die kleine Zahl der Schauspieler ja auch verdichtete Darbietung in der schönen Stadt an der Saale. Ganz deutlich erlebte ich Hamlet nicht als einen, der auch anderes sein könnte, als dänischer Königssohn, sondern sozusagen in der Dialektik zwischen individuellem Leid und Last durch das Erbe und die Verantwortung als Prinz. Der dänische Thronfolger war mir auf einmal mehr das, als alles andere.
Das Ansehen der Figur also stellte die Frage: Was meint Shakespeare mit seinen Worten? Wie muss ich – für mich – den Monolog übertragen? Drei Wörter des Monologs waren es, die in der Hauptsache zu klären waren: „nobler“ (Zeile 2), „take arms“ (Zeile 4) und „bare bodkin“.
Fangen wir hinten an. Wer ist je auf die Idee gekommen, ein Königssohn, studiert, an Waffen ausgebildet, könne sich überlegen, durch eine Nadel sein Leben zu enden; noch dazu mit einer „blankgezogenen“? Bodkin kann aber auch den Dolch meinen und zusammen mit „bare“, wird eine Stichwaffe, will sagen: Schuh, draus. Wobei wir bei den Waffen wären. Heißt, „take arms“, wie bei Schlegel/Tiek „sich wappend“ oder heißt es nicht eher, in aktiver Form, die Waffen, ganz konkret, in die Hand zu nehmen? Korrespondiert denn das nicht mehr mit dem Stück als Ganzes? Und weiß meint „nobler“, wenn es schon um den Adel geht? Kann da das noble Gefühl, die Geste gemeint sein, wenn man so will, im allgemeinem Sprachgebrauch, oder ist hier nicht die Handlung gemeint, die einer, der von Adel ist, erwägen muss, die „adelige“ Aktion mithin?
Das führte zu weiteren Fragen. Zu der, welcher Art denn die See sei, gegen die die Waffen erhoben werden müssen, wenn es überhaupt die See ist und nicht das, was in ihr schwimmt. Sind es Plagen? Oder ist es nicht doch der Ärger, den das Wort „Trouble“ meint? Natürlich plagt Hamlet die ganze Chose, er ist mit der Gesamtsituation unzufrieden. Aber jenes, dem er gegenübersteht, dass ist Ärger …

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