Animiert durch den Artikel von Georg Diez bei SPON habe ich mir jetzt nochmal die Lesung und die Diskussion von und über Ronja v. Rönne angehört. Beim Text bleibt mein Urteil, wie es war. Es ist ein auf den Anlass Klagenfurt geschriebener Aufsatz, der sprachlich nicht über die Ebene "mein schlimmstes Karlsruheerlebnis" hinauskommt und auch ansonsten eher flach bleibt.
Aber die Mängel des Textes verblassen hinsichtlich der schrecklichen Mängel der Literaturkritik, die dort gezeigt wird. Die ist in der Tat von allen Übeln, die man sich vorstellen kann für Literatur und Kunst.
Nachdem die Römer die Iberische Halbinsel unter dem Druck der Germanen verlassen hatten, versuchten die germanischen Sueben die römischen Kunstwerke zu verstehen und nachzubilden. Es gelang nicht. Man sich die Unterschied heute noch leicht überall dort ansehen.
Bei der Literaturkritik ist das literarische Reich gleich mehrmals untergegangen. Das liegt an der Biologie. Auch dringend benötigte Kritiker leben nicht ewig. Karl Krauss, Marcel Reich-Ranicki und Fritz J. Raddatz sind leider verstorben. Dass damit aber nunmehr nur noch suebisches Mangelhandwerk in den Stuben der Kritiker ausgeübt wird, dass da in Klagenfurt, wo man das Erbe von Ingeborg Bachmann schützen und mehren und nicht verhöhnen und erniedrigen sollte, sich unterhalten wird über einen Text auf dem Niveau der Aufsatzkritik in der Mittelstufe einer höheren Schule ist ohne Frage ein Schrecken. Selbst dann, wenn es sich um einen Schulaufsatz handelt und nicht um einen literarischen Text. Der dargebotenen Kritik geht es nicht um das Innere eines Textes, um seine Konnotationen und die Frage, ob die Sprache den vermuteten Inhalt auch zu transportieren in der Lage wäre. Da tätscheln vertantete und veronkelte Damen und Herren jungen AutorInnen den Kopf und ohrfeigen sie gleichzeitig präventiv, weil sie nicht begreifen wollen über was die AutorInnen dort schreiben. Und im geistigen Verständnisraum dieser Tanten und Onkel wird nach dem Subtext nicht mehr gefragt. Da wäre Moby Dick ein Roman über ein Walfangschiff, seinen Kapitän und einen weißen Wal. Fragen würde man allenfalls, wo der Harpunier denn seine Tätowierungen hat machen lassen oder wie eigentlich die Kombüsen ausgesehen hätten. Und dann würden die Onkel und Tanten Kritiker noch von einer kleinen Schiffsreise erzählen.
Das ist eben keine Literaturkritik. Das ist Gelaber über Literatur.
Beklagenswertes Klagenfurt (Same procedure as last year)
In Vorbereitung
Zum Ende 2022
Die Liebe ist ein reißendes Tier
Liebe und Verlorenheit
“Warten auf Ahab” und seine Fortsetzung. Vollständig überarbeitet. Ein Roman voll Liebe und Liebesleid, Kampf und Hoffnung.
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