Spätantike wieder voll im Trend

by | Jun 14, 2012 | Wort & Freiheit | 0 comments

Auf Arte noch einen Bericht über die Documenta gesehen. Nicht der erste. Meiner Meinung nach ist diese bürgerliche Kunst gänzlich am Ende. Nichts mehr als hohle Form und Eigendefinition, also selbstformulierter Zuschreibung. Glaubte man Geschichte wiederholte sich, so ist das jetzt die Farce (Marx). Es ist alles wie in der Spätantike, wie zum Beispiel die Kunst der Westgoten in Spanien, die noch – schlecht – die Kunst der Antike kopierte, aber schon das Wissen um die Formgewinnung weitgehend verloren hatte.
Man muss dieser hohlen Kunst eine neu Kunst entgegensetzen. Eine Kunst, die das Politische nicht nur als Phrase vorgibt, so wie es jetzt die Documenta tut, sondern als Basis nehmen KANN, wenn es den Künstlern beliebt.

Aber nicht nur die bildende Kunst ist in der Spätantike angekommen. Das Bildungsniveau insgesamt sinkt. Die Lesefähigkeit geht statistisch zurück, das Allgemeinwissen wird reduziert. An Hochschulen mit 5000 Studierenden gibt es dreißig oder vierzig Bachelorstudiengänge, die jeweils nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Oberthema ihres Bereiches lehren, also in den Studierenden abbilden.
Und in der Tat, ist dieser Niedergang mit dem Niedergang am Ende der Antike auch in seiner Herkunft vergleichbar. Das Ende des Römischen Reiches, über Jahrhunderte auf dem Totenbett allerdings, war eine Zäsur, welche dazu führte, dass sich das schon erreichte langsam abbaute. Das hohe Niveau des Alphabetismus, welches für römische Bürger erreicht worden war, baute sich ab, das Wissen über Technik, Bauwesen, ja selbst über Geografie und Gesundheitslehre schwand in der Folge und brauchte Jahrhunderte, bis es wieder aufgebaut war – auf einem Stand, der dem am Ende der Epoche entsprach. Nun ist unser technisches Wissen vorerst nicht in Gefahr. Die Teilung der Gesellschaft macht es möglich, dass Forschungen weitergetrieben werden können, während die Masse der Gesellschaft immer schlechter gebildet wird und ist.
Heute trifft der Niedergang des Reiches des realexistierenden Sozialismus vorallem das allgemeine Wissen und die Kunst. Nach dem Ende der DDR, der Sowjetunion und der anderen Staaten, sind die Volkshäuser, die vielen Theater, die unübersehbare Zahl von klassischen Orchestern Schnee von Gestern geworden, weggeschmolzen. Dem Leseland DDR hat jede Kraft gefehlt, das Nichtleseland BRD zu infizieren.
Die viel zu niedrige Zahl von schreibenden Frauen in der Hochliteratur der DDR, war gemessen an der kaum wahrnehmbaren Zahl von solchen Frauen in der BRD eine Errungenschaft. Sie ist vergangen.

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