Obszön. Ein Langgedicht

by | Jan 8, 2022 | Bücher | 0 comments

Ein Gedicht über die Welt, über die Gleichzeitigkeit von Wollen und Bekommen, von Gut und Böse und allem dazwischen. Vom immerwährenden Grauen und der Hölle in der wir leben müssen. Mein Inferno.

Der Verlag schreibt: Die Welt ist die Hölle. Vielleicht ist es auch deshalb die Gedichtsform, die Leander Sukov gewählt hat. Denn die Hölle ist ein wiederkehrender Schauplatz in der Lyrik. Über die Jahrhunderte verbrennen Menschen an der Welt, in ihr und durch sie. Das Leid, die Verletzungen, das Sterben durch die falschen Umstände, durch Gewalt, durch Achtlosigkeit: Auf allen Kontinenten, zu allen Zeiten. Sukov zeichnet ein Bild der Welt, die für viel, viel zu viele Menschen die einzige, die eigentliche Welt ist.

Und das Signaturen-Magazin rezsensiert: “Ein dreiundsiebzig Seiten langes Aufzählen, Aufwerfen, ein Gesang, ein Abgesang, ein Gebet, ein Aufruf, ein Schrei, eine Rede, abgespulte Zeilen, angenagelte Zeilen, ins Fleisch gebrannte Zeilen, weggeschwemmte Zeilen, ein Klagen und Anklagen.

Für Leander Sukovs Langgedicht „Obszön“ Maßstäbe oder Vorbilder zu finden, ist gar nicht so leicht. Ein bisschen erinnert es in seiner Rigorosität an manche längeren Texte von Wolf Wondratschek aus den 70ern oder, noch entfernter, die von Rolf Dieter Brinkmann. Allerdings fehlen die radikaleren sprachlichen Experimente, die ausbrechenden Zeilen, das Anarchische – Sukovs Gedicht schreitet unerbittlich im Gleichtakt voran, es hat nichts Befreiendes, Auseinanderstrebendes, sondern eher etwas Beengendes, Zugspitzendes.
Auch Kate Tempest kommt einem in den Sinn, mit der bezwingenden Wucht ihrer Langgedichte/Lieder „Brandnew Ancients“ oder „Europe Is Lost“. (…)
Was Sukovs Poem mit denen von Tempest in der Tat gemein hat, ist der zusammenführende, bündelnde, ballende Faktor. Sukov geht dabei allerdings noch weiter als Tempest, denn bei ihm werden nicht nur verschiedene ausgewählte Einzelindividuen, sondern gleich die Schicksale aller Menschen auf der Welt miteinander verschmolzen; wobei der Fokus auf den Opfern der gesellschaftlichen Systeme und der Kriege, Katastrophen und Verbrechen unserer Zeit liegt.” Die ganze Rezension auf Signaturen
Und was mit Obszön gemeint ist, gibt dieser kleine Text von Herbert Marcuse wieder, den ich dem Gedicht vorangestellt habe:
„Diese Gesellschaft ist insofern obszön, als sie einen erstickenden Überfluss an Waren produziert und schamlos zur Schau stellt, während sie draußen ihre Opfer der Lebenschancen beraubt; obszön, weil sie sich und ihre Mülleimer vollstopft, während sie die kärglichen Lebensmittel in den Gebieten ihrer Aggression vergiftet und niederbrennt; obszön in den Worten und dem Lächeln der Politiker und Unterhalter; in ihren Gebeten, ihrer Ignoranz und in der Weisheit ihrer gehüteten Intellektuellen. […] Nicht das Bild einer nackten Frau, die ihre Schamhaare entblößt, ist obszön, sondern das eines Generals in vollem Wichs.“

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