Franzl

by | Feb 3, 2013 | Wort & Freiheit | 0 comments

Franzl, schön hast’s hier. Dieses Grün. Und die Ruhe. Ganz anders als bei uns. Erinnerst’ Dich noch? Die vielen Autos und die Kinder von oben. Da ist es immer laut. Seit Du weg bist, hast sich nicht viel verändert. Das Kind ist größer jetzt und einen Freund hat’s. Ganz nett ist der.

Ich erinnere mich viel an Dich, weißt’. Aber ich schlaf besser, jetzt. Ich hab keine Angst mehr. Vor dir hatte ich immer Angst. Wenn Du betrunken nach Haus gekommen bist und ich Dir die Stiege hoch helfen mußte. Manchmal warst’ so besoffen, daß Du ganz voll gepisst warst. Dann hast du geschrien, du seist auch wer. Und in der Wohnung hast Du mich geschlagen, weil ich an dem ganzen Elend schuld sein sollte, oder das Essen dir nicht geschmeckt hat oder ich zu langsam war. Einen Grund hast du immer gefunden. Auch wenn du nicht besoffen warst. Erinnerst dich, Franzl?

Manchmal bist du auch auf das Kind los. Das arme Kind. Ganz verängstigt war es, vor dir, Franzl. Deine eigene Tochter. Manchmal hat dir alles Leid getan und dann hast in meinem Arm gelegen und geheult und ich mußte dir über das Haar streichen. Wenn ich’s nicht getan habe, hast du rumgeschrien, daß ich gegen dich wäre und dich nicht lieben würde und verraten würd ich dich. Und dann hast mich wieder verprügelt, Franzl.

Du, ich hab einen Freund. Wenn ich mit dem schlaf, dann werd’ ich ganz feucht. Ganz feucht werde ich dann, Franzl. Das hast du nie erlebt bei mir. Du nicht. Bei dir wurde ich nicht feucht, wenn Du mit deinen nikotingelben Fingern in mir rumgestochert hast oder wenn du deinen kleinen Schwanz in mich gesteckt hast und hast dabei auf mir gelegen, wie ein nasser Sack. Und ich hab die Fahne direkt in’s Gesicht bekommen. Das war mir gar nicht schön, Franzl. Gar nicht.

Wenn Du nicht konntest war ich schuld. Natürlich. Hängetitten hast Du zu meinen Brüsten gesagt und dass meine Scheide eine ausgeleierte Fotze sei und mein Hintern zu groß. So hast Du geredet, Franzl. Da konnte ich ja gar nicht feucht werden. Aber bei dem, da werd’ ich feucht, Du. Und manchmal setz’ ich mich auf sein Gesicht und seine Zunge spielt mit meiner Scheide und in ihr drin. Und die ist überhaupt nicht ausgeleiert. Und meine Brüste sind auch noch ziemlich fest, für mein Alter.

Jetzt bin ich glücklich, Franzl. Ohne Dich bin ich glücklich. Und hab keine Angst mehr. Nicht vor dir und vor niemandem.

Schön hast Du es aber auf jeden Fall hier. Ich komme bestimmt wieder. Versprochen. Ich weiß noch nicht wann, aber bald. Das viele Grün. Im Winter ist es hier bestimmt auch schön. Ich hätte schon früher kommen sollen, Franzl. Aber ich hab den Zentralfriedhof immer gescheut. Jetzt nicht mehr. Schlaf schön, Franzl. Warm wirst’ es ja haben, da unten in der Höll’.

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