Eine Strecke von 3,6 Kilometern

by | Mai 31, 2014 | Wort & Freiheit | 0 comments

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Eine Strecke von 3,6 Kilometern
Zweitausend Tote sind, wenn man sie hintereinanderlegt und eine durchschnittliche Länge von einem Meter achtzig pro Leiche annimmt, eine Torsostrecke von 3,6 Kilometern. Das entspricht der Entfernung vom Checkpoint Charlie zum Reichstag oder vom Capitol zum Weißen Haus. Der neue Präsident der Ukraine, der ganz ohne Frage von der Mehrheit der Bürger im Westen des Landes zu ihrem neuen Präsidenten gewählt worden ist, kommt auf diese Strecke klar. Ist sie weiter, so berichten Zeitungen, die berichten, heute, würde ihm die Presseabteilung der us-amerikanischen Regierung beispringen. Man könne, wird kolportiert – und ich habe keinen begründbaren Verdacht, die Sache wäre unvorstellbar –, der ukrainischen Führung beispringen wenn die Befriedung der Ostukraine mehr Tote kosten würde auf Seiten der Zivilbevölkerung. Man würde, wird vermeldet, die öffentlichen Reaktionen abfedern können.     
Die Strecke und die Federung. Die US-Administration ist geländegängig. Sie kommt klar. Sie kam in Vietnam klar, sie kam im Irak klar, in Afghanistan. Gut gefedert werden die Toten zur Strecke der Demokratie. Im Kreis dann die Jäger. Sie blasen das Halali. Vor ihnen die Leichen, die Kollateralschäden, die Kinder, Frauen, Männer, die, bedauerlich das, sehr bedauerlich das, starben für die Demokratie, denn die Demokratie muss leben, auch wenn sie sterben müssen, die Kinder, Frauen, Männer, die Kollateralschäden.    
Absichtlich hat man das Land dorthin gebracht, wo es sich jetzt befindet: Im Zustand der Zerrissenheit, scheindemokratisch, im Bürgerkrieg, tief gespalten. Man hat mit Bedacht in den Assoziierungsvertrag der EU mit der Ukraine einen Artikel eingefügt, der eine enge militärische Zusammenarbeit vorsah und man hat es getan um eine russische Reaktion zu provozieren. Zugleich hat man die Faschisten befördert, die die Drecksarbeit für jene bürgerlichen Kräfte geleistet haben, die eben nicht die bürgerliche Demokratie, diese revolutionäre und verteidigungswerte Errungenschaft der Geschichte, befördern wollen, sondern jene Art bürgerlichen Staats die Profit mehren soll – ihren Profit. Das ist die Basta-Art des bürgerlichen Staates. Nicht der Citoyen, der Bourgeois ist es, der Poroschenko und seine Kumpane auf die Sessel der Macht gesetzt haben. Einen der ihren. Der wird es dann richten. Für sie, die Profiteure – nur ein Austausch, denn auch sein Vorgänger war einer der ihren.    
Im Osten des Landes hat Russland Erfolg gehabt mit seiner Destabilisierungspolitik. Man hat die Krim aus der Ukraine gelöst. Damit wird der Westen leben müssen. Man hat die Separatisten in der Donezkregion bewaffnet. Damit mag der Westen nicht leben. Und der Westteil der Ukraine kann nicht leben damit, weil sich im Donezk die Bodenschätze befinden.   
Aber die Nato kann mit Regionen an der russischen Grenze nicht umgehen, wie mit Libyen oder dem Irak, nicht wie mit Afghanistan oder Panama. Man muß die Drecksarbeit den einheimischen Kräften überlassen. Und die kommen nur mit einer Strecke klar, die vom Checkpoint Charlie bis zum Reichstag reicht. Erlegen sie mehr, muß die Propagandaabteilung des Außenministeriums der USA den Unmut der Weltbevölkerung abfedern.

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