O’Casey

by | Sep 30, 2014 | Wort & Freiheit | 0 comments

180px-SeanOCaseyHouseAuf einer Treppe vor einem Haus in einer Straße sitzt ein Junge. Die Treppe, das Haus, die Straße sind in Dublin. "Ich werde berühmt werden", sagt der Junge. "Ich bin nicht hier", sage ich, "ich lebe noch gar nicht". Der Junge sagt, er wisse das. Es sei indes nicht wichtig. Auch wenn ich gar nicht anwesend sei, so sähe er mich doch als Nebelbild und auch wenn ich noch gar nicht geboren wäre, so sei ich doch, jedenfalls schätze er das, ‘so um die Zwanzig’.
Ich sage ihm, er würde von Pflügen schreiben, von Verrätern und von der Einsamkeit in Liebe, in Stadt, in Land. Und er würde seine Memoiren schreiben. Die würde ich lesen. Den Rest nur sehen. Im Theater.
"Ich werde berühmt werden", wiederholt der Junge.
"Du wirst gerühmt werden", verbessere ich.
Wir sitzen auf einer Treppe vor einem Haus in einer Straße. Es geht auf Abend zu. Der rote Schein der untergehenden Sonne macht den Dreck und die Armut nicht besser. Der rote Schein der untergehenden Sonne verblutet die Treppe, das Haus, die Straße, verblutet ganz Dublin.
"Wann?" fragt der Junge.
"Immer", antworte ich.

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